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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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395 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung da es lediglich eine befristete Anstellung versprach1679  – über Genf schließlich 1940 in die USA , wo er zunächst einen Lehr auftrag an der Harvard Law School inne hatte ;1680 der Präsident dieser Ein richtung , James Bryant Conant , hatte ihm bereits 1936 als „a leader of jurist thought“ das Ehrendoktorat verliehen.1681 Im Unterschied zu Winter und anderen Wissenschafts emigrés war Kelsen in der Emigration politisch kaum aktiv.1682 Kelsen , der bald in Englisch zu publizieren begann und bereits in den Zwanziger jahren als Wissenschafter internationale Reputation besaß , konnte sich in der US-Emigration gut etablieren : 1942 erhielt er einen Ruf nach Berkeley , wo er drei Jahre später zum „Full Professor“ ernannt und amerikanischer Staatsbürger wurde.1683 Kelsen und auch seine Schüler vermochten sich , anders als zahlreiche andere österrei- chische Wissenschaftsemigranten , bereits im „extramuralen Exil“ innerhalb Österreichs1684 sowie insbesondere in den USA in den neu entstandenen „social sciences“ zu etablieren , insbesondere profitierten seine Schüler von den gut funktio nierenden Netz werken ihres akademischen Lehrers.1685 Außerdem war Kelsen , der bald von einem Gastvortrag zum nächsten reiste , ab 1944 in mehreren Funktionen als wissenschaftlicher Berater für amerikanische Regierungs- behörden in Washington tätig. So wurde er , laut seinem Biografen Rudolf Aladár Métall , der die Fragment gebliebene Autobiografie Kelsens auswertete , vom „Bureau of Areas , Liberated Areas Branch , Economic Institutions Staff“ für die Planung der Ver waltung der von den Alliierten zu befreienden Gebiete inklusive Österreich beige zogen. Darüber 1679 Feichtinger , Wissenschaft zwischen den Kulturen , a. a. O., 216 f. 1680 Der renommierte Dekan Roscoe Pound , der Kelsen nach Harvard holte , charakterisierte Kelsen als „un- questionable the leading jurist of his time“. Zit. nach : International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Vol. II , Part 1 : A–K. The Arts , Sciences , and Literature , ed. by Herbert A. Strauss / Werner Röder , München  – New York  – London  – Paris 1983 , 612. 1681 Zit. nach : Oliver Lepsius , Hans Kelsen und der Nationalsozialismus , a. a. O., 328. 1682 Lediglich im Zusammenhang des im November 1943 in London konstituierten überparteilichen „Aus- trian National Committee“ taucht Kelsens Name auf : neben Julius Deutsch , Richard Schueller und Franz Czernin wurde auch er eingeladen , dem London-Komitee , dem Franz Novy als Vorsitzender vorstand und dem u. a. auch der Soziologe Friedrich Hertz , der Christlich-Soziale Franz Schneider , der Gewerk- schafter Karl Zernitz [ sic ; recte : „Czernetz“ ] oder Oskar Pollack angehörten , beizutreten. Siehe : Pvt. Friedinger to Mr. DeWitt C. Poole , 10. November 1943 , Office of Strategic Services. Interoffice Memo. U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch Files 1942–1945. Indexes , Bethesda 1998 [ Mikrofiche-Bestand , Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien , Bibliothek ] , INT–4AU–389. 1683 Robert Walter , Hans Kelsens Emigration aus Österreich im Jahre 1930. In : Stadler ( Hrsg. ), Vertrie bene Vernunft. Bd. II , a. a. O., 466. 1684 Vgl. Tamara Ehs , Vertreibung in drei Schritten. Hans Kelsens Netzwerk und die Anfänge öster reichi- scher Politikwissenschaft. In : Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften [ Schwer punkt : „Ver- triebene Wissenschaft“ ] , 21. Jg., 2010 , Bd. 3 , 155. 1685 Vgl. Johannes Feichtiger , Transatlantische Vernetzungen. Der Weg Hans Kelsens und seines Kreises in der Emigration. In : Walter / Ogris / Olechowski ( Hrsg. ), Hans Kelsen : Leben  – Werk  – Wirksamkeit , a. a. O., 329 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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