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4. „The democratic way of life in Austria“
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Von nun an wurden drei Gruppen unterschieden : politisch unbelastete Studenten , min-
der be lastete Studenten wie HJ-Mitglieder vom Gefolgschaftsführer auf wärts und BDM-
Mitglieder sowie all jene , die wegen ihrer politischen Tätigkeit
– also Illegale , An ge hörige
der SS , der NS-Wehrverbände vom Unteroffizier aufwärts , NSDAP-Funktio näre , NS-
Führungsoffiziere der deutschen Wehrmacht ,1924 Funktio näre des Nationalsozialistischen
Deutschen Studenten bundes ( NSDStB ) sowie der Ar beits gemeinschaft Nationalsozialis-
tischer Studentinnen ( ANST )
– ausgeschlossen waren. Besonders überprüft wurden auch
Offiziere der deutschen Wehrmacht , selbst wenn sie nicht Mitglieder der NSDAP wa-
ren.1925 Ein Umstand , der von Bundeskanzler Figl anlässlich der Feier zum Gründungstag
des FÖST kritisiert wurde , indem er sich als Parteiobmann dagegen aussprach , dass „heute
versucht wird , diesen jungen Kämpfern für Österreich [ sic ] , auch wenn sie Offiziersdis-
tinktionen trugen , Schwierig keiten zu machen.“1926
Wie die Akademische Rundschau berichtete , brachte dieser Erlass1927 neben einer „ge-
wissen Verschärfung“ auch ein stärkeres Mitbestimmungsrecht der Österreichi schen
Hoch schüler schaft. Eine zweite Gruppe – darunter insbesondere Wehrmachts offiziere ,
Mitglieder von nicht schon grundsätzlich ausgeschlossenen NS-Organisationen sowie
NSDAP-Förderer und nichtorganisierte Nationalsozialisten –, „die sich durch Denunzia-
tion , Mitarbeit oder sonst wie hervorgetan haben“, war „einer besonders strengen Prüfung
zu unterziehen“,1928 wobei der „Nachweis anti faschistischer Betätigung noch vor der Be-
freiung Österreichs und Kriegsversehrtheit höheren Grades positiv gewertet werden“1929
könnte. Die Akademische Rundschau schrieb dazu weiter :
„Minderbelasteten dieser Art , deren österreichische und demokratische Einstellung für die
Zukunft außer Zweifel steht , kann gelegentlich ihrer Zulassung zur Inskription eine Sühne
in Form einer Arbeitsleistung für den Wiederaufbau der Hochschule in der Dauer von ein bis
sechs Monaten vorgeschrieben werden. Von der Erfüllung des Arbeitsdienstes wird die An-
rechnung des Semesters abhängig gemacht.“1930
Dem von den sozialistischen Studenten geleiteten „Komitee geschädigter Hoch
schüler“ –
rund 1. 000 Studierende ( ca. 10 Prozent aller Inskribierten ) der Universität Wien waren
1924 Akademische Rundschau , 1. Jg., Nr. 23 , 13.
1925 Wiener Kurier , 2. Jg., Nr. 62 , 14. März 1946 , 3.
1926 Der Student , 1. Jg., 1945 , F. 9 , 6. Zit. nach : Forster , Die Geschichte der Öster reichischen Hoch-
schülerschaft 1945–1955 , a. a. O., 106.
1927 Vgl. dazu weiters die Berichterstattung über die Novellierung des Erlasses ( Zl. 30494 / III–7 / 46 ): Poli-
tische Überprüfung von belasteten Studierenden. In : Akademische Rundschau , 2. Jg., 1946 , Nr. 5 , 26. Ok-
tober 1946 , 2.
1928 Ebd.
1929 Ebd.
1930 Ebd.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741