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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 466 in Österreich beziehungs weise in Europa zuwider gelaufen wäre.2031 Obwohl die Polizei- einheiten für ihr mangelndes Einschreiten zum Teil heftig kritisiert wurden ,2032 außerdem im Verdacht kommunistischer Infiltration standen2033 und Rektor Adamovich noch am 2031 Zu Beginn des Jahrs 1947 war Österreich aus Sicht der Joints Chiefs of Staff ( JCS ), dem obersten US- Militärgremium , bereits strategische „key area“ inmitten des frühen Kalten Krieges. Vgl. dazu : Christian Stifter , Die Wiederaufrüstung Österreichs. Die geheime Remilitarisierung der westlichen Besatzungs- zonen 1945š1955 , Innsbruck  š Wien 1997 , 68 f. 2032 Vgl. dazu „Was man nicht wegleugnen kann. Authentische Berichte über die Zwischenfälle an der Uni- versität.“ In : Akademische Rundschau , 2. Jg., Nr. 10 , 30. November 1946 , 2. „Weiters verdient her vor- gehoben zu werden , daß aus allen Protokollen eine vollkommen indifferente Haltung der öster reichischen Polizeiorgane festzustellen ist. Obwohl im Verlauf der Geschehnisse eine größere Anzahl von österrei- chischen Sicherheitsorganen hinzugezogen wurde , bemühten sich diese nicht im geringsten , auf die Demonstranten einzuwirken. Erst das Eingreifen weniger amerikanischer Militärpolizisten er möglichte die weitere ruhige Durchführung der Hochschul wahlen.“ Zit. nach : Akademische Rundschau , 2. Jg., Nr. 10 , 30. November 1946 , 9. [ Hervor hebung d. Verf. ] Des Weiteren brachte auch Dekan Prof. Rudolf Köstler bei der tags darauf statt gefundenen außerorden tlichen Sitzung des Akade mischen Senats den Antrag ein , das Verhalten der Polizei zum Thema einer weiteren , außerordentlichen Sitzung zu machen. Köstler äußerte sein Befremden darüber , „daß die Polizei , die der Universität keine Warnung zukommen ließ , doch offenbar Kenntnis von den geplanten Demon strationen hatte , aber keine Vorkehrungen traf.“ Vgl. UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studien jahres 1946 / 47 , Protokoll über die außerordentliche Senatssitzung , 20. November 1946 , 2. 2033 US-Gesandter Erhard berichtete hierzu nach Washington : „The demonstration was openly sponsered by the Communist party [ … ]. Russian occupation power permitted an organized mob to march from their zone to another [ … ].“ John G. Erhardt , Headquarters United States Forces in Austria / Office of the Po- litical Advisor , to Secretary of State / Washington D.C., „Communist Riot and Demonstration Against Vienna University“, 22. November 1946 , No. 2063 , 3. NARA II , RG 84 , Foreign Service Posts of the De- partment of State. Austria , POLAD & USCOA , Classified Records 1945š55 , Box 3 , 1. Major Thomas Benner hielt in seinem Bericht gleichlautend fest , dass der leitende Polizeioffizier vor der Universität ein „fellow traveler“ des demonstrierenden „Mobs“ gewesen sei : „The Austrian police [ … ] „arrested every stu- dent who was mistreated but not one of the attacking workers.“ [ Unterstreichungen im Original ] Benner , Post-war Education in Austria , a. a. O., 9. Und die Akademische Rundschau schrieb : „Es nimmt einigerma- ßen wunder , daß die Polizei es für notwendig erachtete , die verprügelten Studenten festzunehmen und den Raufbolden zum Teil behilflich war. Es verdient festgehalten zu werden , daß ein kommunistischer Polizeioffizier die Menge selbst auf die Rampe der Universität hinauff ührte.“ Akademische Rundschau , Nr. 9 , 2. Jg., 23. November 1946 , 9. Tatsächlich lag die Leitung der Personalabteilung der Sicherheitswache Wien seit 7. November 1945 beim Spanienkämpfer und Mitkämpfer der französischen und jugoslawi- schen Partisanen , Zalel Schwager ( 1908š1984 ), der aktiver KPÖ-Funktionär war. Polizeileiter für den I. Bezirk war zum damaligen Zeit punkt jedenfalls Hauptmann Kurt Frisch bzw. Abteilungskomman- dant Nobert Burgert. Gegen den kommunis tischen Polizei oberstleutnant Schwager , der zudem Jude war , wurde dann im Frühjahr 1955 öffentlich polemisiert. Vgl. dazu : „Ein zweiter Fall Kaes ? In : Volksstimme , 12. Februar 1955 ). Bundes-Polizeidirektion Wien , Personal akt Zalel Schwager. Der Autor ist Herrn Michael Winter vom Archiv der BPD für die Einsichtnahme zu Dank verpflichtet. Bekannt ist hinge- gen , dass die Staatspolizei unter der anfänglichen Leitung von Heinrich Dürmayer stark kommunistisch durchsetzt war , Ende 1946 von Innenminister Helmer aber durch Beamte seines Vertrauens umstruktu- riert wurde. Anfang 1947 wurden die STAPO-Einheiten auf Wiener Bezirksebene aufgelöst und deren
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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