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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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467 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Nachmittag des 19. November bei Sektionschef Wilhelm Krechler vorsprach , um sich über das Verhalten der Polizeiorgane zu beschwe ren ,2034 ist doch zu konstatieren , dass es auch unter den Polizisten Verletzte gab. Wie Innenminister Helmer nach den Ereignissen vor dem Ministerrat feststellte , waren die Sicherheitskräfte einfach über fordert : zusätzliche Sicherheitskräfte seien keine abgestellt worden , da „von den Ver an stal tern der Demons- trationen die Zusicherung gegeben worden war , daß die Demonstra tionen völlig ruhig verlaufen und mit der Vorsprache einer Abordnung beim Rektor beendet würden.“2035 [ Unterstreichungen im Original ] Bei den Schlägereien wurde der Kommandant der 60 Mann starken Polizeiwache auf der Universitätsrampe , der die Demonstranten abzudrängen versuchte , angeblich „derart gegen das Torgitter gepresst , dass er Quetschungen des Brustkorbes erlitt und zusammen brach.“2036 Als die Arbeiter-Delegation von der Universitätsrampe herab die Erklärung des Rektors verkündete und anfügte , dass für den nächsten Tag eine Vertrauens männer konferenz der gesamten Arbeiterschaft angesetzt sei , die eine eigene Deputation zum Unterrichtsminis- ter entsenden werde , forderte die aufgebrachte Menge laut Bericht der Arbeiterzeitung die sofortige Schließung der Universität.2037 Nachdem Rektor Adamovich die Universitätstore mit Eisen riegeln hatte verschließen lassen , brachen gegen 13.30 Uhr rund 50 Demonstranten die Türe an der Rückseite des Universitäts ge bäudes in der Reichsratsstraße auf , überrannten angeblich den „Wachriegel“ der Polizei2038 und stürmten in Richtung Rektorat und hissten vom zweiten Stockwerk herab rote Fahnen. Bei den ins Gebäude eingedrungenen Demonstranten handelte es Agenden neugeordnet. In einer Lagebesprechung der Polizeibezirksleiter in der US-Zone am 17. März 1947 wurde die dadurch notwendig gewordene Neuordnung der bisherigen in for mations dienstlichen Zusammenarbeit geregelt. Jeder Bezirksleiter ( Bezirke 7š9 , 17š19 ) hatte künftig in einem Wochen- bericht an den USFA / CIC u. a. über „neugebildete Untergrundbewegungen , keimende Tätigkeit der National sozia listen“ zu berichten. Archiv der Bundespolizeidirektion Wien ( BPDW ), Amerikani sche Besatzungs macht 1 , Akte Juli 45šSept. 55 [ Kopie im Besitz des Verfassers ]. Am 15. November 1946 hatte der sowjetische Generalleutnant Lebedenko bei einer Aussprache mit dem Präsident der Wiener Polizei , Dr. Artur Klauser , u. a. kritisiert , dass „demokratische Elemente aus der Polizei entlassen wer- den.“ BPDW , Russische Besatzung 5 , Akte 1946š1950 , Aktenvermerk 18. November 1946 , 2 ; Vgl. dazu allgemein auch Gerald Theimer , Die Wiener Staatspolizei in den Jahren 1945š1947 , Diss., Univ. Wien 1995 , 150 ff. ; weiters : Wolfgang Mueller , Die politische Mission der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich 1945š1955 , Diss., Univ. Wien 2004 , 165 f. 2034 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll der 6. Sitzung des Aka demi- schen Senates der Universität Wien , 7. Dezember 1946 , 2. 2035 „Bericht des Innenministers über die Vorfälle an der Wiener Universität.“ In : Neues Österreich , 27. No- vember 1946 , 3. Auch Ernst Fischer hatte mehrfach beteuert , dass die Arbeiter-Demon stration friedlich verlaufen würde. Siehe dazu : Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 181. 2036 „Bericht des Innenministers über die Vorfälle an der Wiener Universität“, a. a. O. 2037 Arbeiterzeitung , 20. November 1946 , Nr. 270 , 1. 2038 Zumindest laut Angabe im Bericht der Polizeidirektion. Siehe : Huber , Entnazifizierung und Rückbruch , a. a. O., 249.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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