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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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469 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung make full use of the police , in view of the strong Communist penetration of the force.”2042 [ Hervorhebung d. Verf. ] Abgesehen von den angesprochenen ideologischen Motiven , die eine Rolle für die kriti- sierte Passivität gespielt haben mögen , hatten die Franzosen aller dings ihren militäri schen Organisationapparat als Besatzungsmacht in Wien auf Grund von Einsparungsmaßnah- men seit Mitte des Jahres 1946 längst stark zurück gebaut und das Besatzungspersonal deut- lich reduziert : die von der französischen Besatzungsmacht wahrgenommenen Kompeten- zen beschränkten sich primär auf verwaltungstechnische Kontrolle  – alle anderen Agenden überließ man der Eigen verantwortung öster reichi scher Stellen.2043 Jedenfalls informierte Benner über Kurzwellen-Funk umgehend den US-Provost Mar- shall ( d. i. Kommandant des amerikanischen Korps der Wiener Militärpolizei ), Colonel W. P. Yarborough , von dem gestellten Ultimatum an Rektor Adamovich. Der Colonel teilte Benner mit , er würde einen illegalen Einsatz der interalli ier ten Patrouille , der regulär nur von den Franzosen befehligt werden dürfte , nur durch führen , wenn Benner dafür die volle Ver ant wortung übernähme , was dieser akzeptierte. Dass es in der Rektoratskanzlei noch einen „Schlagabtausch zwischen US-General Baker und dem Polizeichef des ersten Bezirks“2044 gegeben habe , wonach dieser später die Ansicht vertrat , die Demonstration hätte verhindert werden müssen , mag zutreffen , ist aber wohl eher als rhetorische Ersatzhandlung zu werten denn als seriöse Intervention seitens der US-Militärbehörden : sofern es sich bei dem Amtsvermerk nicht um eine leicht überzeichnete Darstellung handelt , war der Polizeikommandant des ersten Bezirks sicher ein schwacher und hierarchisch ver gleichs weise tiefgestellter ‚Sündenbock‘. Noch vor Ab- lauf des FÖJ-Ulti matums erreichten schließlich mehrere Jeeps der interalli ier ten Militär- polizei  – anscheinend ausnahmslos US-Soldaten mit Gummi knüppeln  – das Universi täts- ge bäude , woraufhin sich die Demonstration  – „without a blow“2045  – umgehend auflöste. Interessanterweise wurde diese ungeplante und keineswegs unheikle Initiative seitens der amerikanischen Militärbehörde später mit keinem Wort thematisiert  – weder in der Öffentlichkeit , noch in den Gremien des Alliierten Rates. Im Gegenzug verlangten die Sowjets unmittelbar nach den Hochschulereignissen im Exekutiv komitee des Alliierten Rates energisch die sofortige Schließung der Uni versität , bis die Studentenschaft endlich vom nationalsozialistischen Einfluss ‚ge säubert‘ wäre. 2042 John G. Erhardt an Secretary of State / Washington D.C., „Communist Riot and Demonstration against Vienna University , November 22 , 1946 , No. 2063 , 3. NARA II , RG 84 , Foreign Service Posts of the Depart ment of State. Austria , POLAD & USCOA , Classified Records 1945–55 , Box 3. 2043 Stefan Vogel , Der französische Sektor in Wien 1945–1955. In : Studien zur Wiener Geschichte. Jahr- buch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Hrsg. v. Karl Fischer. Bd. 61 , Wien 2005 , 302. 2044 Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 191. 2045 Benner , „Unhappy Austria“, a. a. O., 8.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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