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4. „The democratic way of life in Austria“
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in eigens erlassenen Durchführungsbestimmungen festgelegt wurde , auf Hoch touren ar-
beiten , „da bis längstens 15. Februar 1947 ein Bericht über die Durchführung der Entnazi-
fizierung der Hochschülerschaft dem Alliierten Rat vorzulegen ist.“2084 Der Vorsitz der
jeweiligen Kommission oblag dem Rektor beziehungs weise Dekan oder einem von diesen
zu bestellenden Stellvertreter , „der womöglich dem Kreise der in den Jahren 1938 bis 1945
gemassregelten akademischen Lehrer angehören soll“.2085 Der Kommission waren auch
drei von der ÖH zu nominierende Studierende beizuziehen , „womöglich dem Kreise der
Freiheitskämpfer oder politisch bzw. aus Abstammungsgründen Geschädigten“.2086
Einstimmige Er
kenntnisse
– der Vorsitzende hatte im jeweiligen Verfahren seine Stim-
me zuletzt abzu geben – waren als endgültig zu werten. In jenen Fällen , wo keine Ein-
stimmigkeit erzielt wurde , waren diese dem übergeordneten Überprüfungssenat beim
Bundes minis terium für Unterricht vorzulegen
–, der wurde allerdings erst per Erlass vom
11. Februar 1947 eingerichtet , da zuvor die Arbeit der universitären Kommissionen abge-
schlossen sein sollte ; er umfasste , neben Professoren und Studenten , auch Vertreter der
politischen Parteien.2087
phischen Fakultät 10 Kom missionen eingesetzt. Vgl. UAW , Dekanatsakten Phil. Fakultät , 493–1946 / 47 ,
G. Z. 260–1946 / 47 , Rektor Adamovich an die Herren Rektoren sämtlicher öster reichischer Hochschu-
len , 1. Die Vor sitzende der 10 Kommissionen an der Philosophischen Fakultät waren : Prof. Alphons
Lhotzky , Prof. Paul Müller , Prof. H. W. Duda , Prof. V. Sas-Zaloziecky , Prof. R. Bleichsteiner , Dr. Fritz
Novotny , Pd. Herbert Günther , Prof. Otto Storch , Prof. Johann Sölch , Prof. Karl Przibram , Prof. L.
Fuchs ; als „unbelastet“ ( ub ), „politisch verfolgt“ ( pv ), politisch geschädigt“ ( pg ) oder aktiv in der Wider-
stands bewegung ( W ) waren folgende Beisitzer nominiert : Walter Hauptmann ( pg ), Franz Bauer ( pv ),
Philipp ( Freiheitskämpfer ), Kornelius Fleischmann ( Freiheitskämpfer ), Johann Fernbach ( pg ), Herbert
Gutfreund ( pg ), Leopold Boris ( pg ), Wilfried Daim ( W ), Edith Haas ( ub ), Günther Hamann ( W ),
Margarete Siegel ( ub ), Hans Elsner ( ub ), Ursula Jus ( ub ), Erna Ernst ( ub ), Werner Mann ( ub ), Fritz
Fexner ( ub ), Robert Weisner ( ub ), Walter Exinger ( ub ), Eduard Stuhr ( ub ), Ambros Köppner ( ub ),
Günther Doppler ( ub ), Eduard Rott ( ub ), Weinzirl [ sic ] ( ub ), Claudius v. Saar ( ub ), Ernst Faltis ( ub ),
Hermann Rösner ( ub ), Friedrich Kauer ( ub ), Oskar v. Burckher ( ub ), Margarete Partsch ( ub ), Lilly
Dalbosco ( ub ), Johann Moser ( ub ), Friedrich Putscher ( ub ). UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 493–
1946 / 47 , Dekan der Phil. Fakultät an das Rektorat der Universität Wien , 13. Februar 1947 , 1 f.
2084 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 493–1946 / 47 , Zl. 47081–III / 7 , Durchführung der politischen
Überprüfung der Hochschüler gemäß ha. Erlass Zl. 45675 / 46 , 16. Dezember 1946 , 1.
2085 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 493–1946 / 47 , Zl. 45675–III / 7 / 46 , Politische Überprüfung der
Hochschüler , Erlass Bundesminister Hurdes , 6. Dezember 1946 , 1.
2086 Ebd., 3.
2087 Überprüfungssenat an der Theologischen und Rechts- und Staatwissenschaftlichen Fakultät :
Vorsitzender : Dr. Otto Skrbensky , Stellvertreter : Ministerialoberkommissär Dr. Karl Haertl ; Vertreter
des Lehrkörpers : o.Prof. Dr. Ferdinand Degenfeld-Schonburg , Ersatz : ao. Prof. Dr. August M. Knoll ;
Vertreter der ÖH : stud.theol. Karl Rassl , cand. jur. Hans Oberhammer , Ersatz : stud. theol. Johannes
Todt , Karl Faustmann , Raimund Hayer ; Vertreter der ÖVP : Dr. Wilhelm Gibisch , Ersatz : Gen. Rudolf
Puchinger , Ing. Wilhelm Guha ; Vertreter der SPÖ : NR Dr. Bruno Pittermann , Ersatz : Dr. Johann Kurz ,
Dr. Richard Bamberger ; Vertreter der KPÖ : nicht genannt.
Überprüfungssenat für die Studierenden der Philosophischen Fakultät :
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741