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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 492 tiv beurteilte  – offenkundig auf Druck des sowjetischen Elements2140  –, folgende , höchst bemerkenswerte Feststellung : „The Hochschule für Welthandel did not act in accordance with the spirit of the decree of 6th Dec. In that some of the members of the screening commissions were politically unreliable. The committee views with special concern the fact that Prof. Oberparleiter , whose dismissal we recom- mended in April 1946 , is not only still at the Hochschule , but is Rektor.“2141 [ Hervorhebung d. Verf. ] Trotz alliierter Supervision und Berichterstattungspflicht gegenüber der Alliierten Kom- mission steht aufgrund derartiger Beispiele zu vermuten , dass die verordnete Durch führung , nicht zuletzt auch wegen des knapp bemessenen Durchführungs zeitraums und dem erwähn- ten partiellen Rückzug der Studenten fraktionen , kaum gründlicher erfolgt sein dürfte als zuvor. Hinzukommt , dass durch die latente Obstruktions politik der US-Besatzungsbehör- den in allen Fragen der Entnazifizierung  – unter anderem durch Rückzug auf formale Be- stimmungen  – in den Gremien der Alliierten Kommission kaum Einigung zwischen den Besatzungs mächten hinsichtlich eines gemeinsamen , konsequenteren und härteren Vorge- hens zu erzielen war. Die US-Position einer Nichteinmischung in Fragen der Entnazifizie- rung trat nach Beschluss fas sung des Nationalsozialistengesetzen von 1947 noch deutlicher hervor : dieser Fragen komplex wurde in den alliierten Gremien inhaltlich kaum mehr disku- tiert und man be schränkte sich zunehmend auf lapidare Formal-Kommentare.2142 Obwohl das Re-screening mit 15. Februar 1947 hätte abgeschlossen sein sollen , legte das Bundeskanzleramt der Alliierten Kommission erst mit 29. März einen ersten Zwischen- 2140 NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 / Folder 58. Appendix E. S. Ledovsky , Data on the progress of Denazification in the Hochschule für Welthandel , Februar 1947 , 1. 2141 Neben dem Rektor Karl Oberparleiter ( 1886–1968 ) war auch der Pro-Rektor Dürfell durch NSDAP- Mitgliedschaft belastet. Siehe : NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 / Folder 58. ( ACA / ER / 14 / 12a ) Quadripartite Sub-Committee on University Denazification to Allied Commission for Austria. Recommen dations submitted for Education Directorate , 3rd March 1947 , 1 f. ; zu Karl Oberparleiter siehe : http://agso.uni-graz.at/sozio/biografien/o/oberparleiter_karl.htm [ Zugriff 10. 2. 2013 ]. 2142 Während Franzosen und Sowjets im „Education Directorate“ die punktuelle Über prüfung der Vorle- sungsverzeichnisse sowie einzelner Vorlesungen , insbesondere in Fächern wie Geschichte , Geografie , Literaturwissenschaft oder Biologie selbst vor schlugen , wies der US-Vertreter eine derartige Kontrolle zurück und verwies kurz und bündig auf den „Fakt“, dass „all professors at the Universities had been screened and accepted by the Education Directorate according to the provisions of Denazification Law 1947.“ Die britische Position fiel hier deutlich differenzierter aus , indem die Sinnhaftigkeit einer Über- prüfung der Vorlesungs verzeichnisse und Vorlesungen generell durchaus bejaht wurde , man aber  – an- ders als Sowjets und Franzosen  – angesichts der bisherigen Insuffizienz des offiziellen Report-Systems durch österreichische Stellen ein anderes Berichtsystem vorschlagen wollte , denn : „The Austrians would give us just what they thought we should like.“ [ Hervorhebung d. Verf. ] NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 , Folder 58. Allied Commission for Austria ( British Element ). Education Directorate. Report on meeting of Working Party on Universities ( ACA / ER / 14 / 12a ), 12th May 1947 , 1 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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