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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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493 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung bericht vor , der außerdem nicht sonderlich elaboriert ausfiel : er hätte gut auf eine Postkarte gepasst. Darin wurde lediglich angeführt , dass von den insgesamt rund 26. 000 Studenten bisher 4. 392 untersucht , und davon 680 vom Studium ausgeschlossen worden seien ; weite- re 3. 628 belastete Studenten seien noch zu überprüfen.2143 In der darauffolgenden Sitzung des Exekutivkomitees vom 10. April zog der unvoll- ständige Bericht prompt harsche Kritik des Vorsitzenden Colonel Ivan I. Ilitchev ( UdSSR ) auf sich. Abgesehen davon , dass dieser keine Angaben darüber enthielt , an welchen Universitäten die Ausschlüsse erfolgt seien und unter welche Kategorien die ausgeschlossenen Studenten jeweils zu reihen wären , fänden sich in dem Bericht , wie Ilitchev monierte , auch keine Angaben darüber , ob und inwiefern Maßnahmen gegen- über den Verantwortlichen an den Hochschulkrawallen ergriffen worden seien. Letzteres wurde von amerikanischer Seite sogleich strikt zurück gewiesen , da der Bundeskanzler ja nicht aufgefordert gewesen sei , einen derartigen Bericht dazu vorzulegen. Dessen unge- achtet konnte aber auch die US-Vertreter nicht über „the meager information submitted in the Chancellor’s report“2144 hinwegsehen. Dennoch , einer Verurteilung der von der österreichischen Regierung vorgelegten Arbeit und einer Aufforderung nach stringente- rer Berichtslegung  – wie von sowjetischer Seite gefordert  –, wollte sich Colonel Rose als US-Vertreter im Exekutiv komitee nicht anschließen : „The US Member said he lacked sufficient evidence to condem [ … ] the work that has been done in the denazification of institutions of higher learning.“2145 Letztlich einigte man sich auch in dieser Sitzung des alliierten Exekutivkomitees le- diglich darauf , die österreichische Bundesregierung abermals aufzufordern , „to submit a final report on the purge of Austrian universities in which they shall indicate the number of students excluded from each university and the categories excluded , as the report of 29 March 1947 failed to provide this information.“2146 Eine mögliche Ursache für die verzögerte Berichtslegung durch die Bundesregierung beziehungsweise das Unterrichtsministerium mag darin liegen , dass das Re-Screening- Verfahren parallel zur Beschlussfassung des neu ausgearbeiteten Verbotsgesetzes vom 18. Februar 1947 ( „Minderbelastetengesetz“ ) lief , dessen Entwurftext fast ein Jahr zwischen Alliiertem Rat und Nationalrat hin und her gewandert war.2147 Bereits in der zweiten Ver- 2143 NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 , Folder 58. Austrian Republic , Federal Chancellery to Chairman , Directorate for Internal Affairs , Allied Commission for Austria , Summary on the result of the denazifi- cation of the Austrian universities , 29. März 1947 , 1. 2144 NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 / Folder 58. Allied Commission for Austria. Internal Affairs & Ed- ucation Directorates , 105th Meeting , 10th April 1947 , 4. 2145 Ebd., 5. 2146 Ebd., 8. 2147 Bereits am 30. März 1946 hatten sich die drei Parteien SPÖ , ÖVP und KPÖ auf neue Richtlinien und Grund sätze für eine Neufassung des Nationalsozialistengesetzes geeinigt. Vgl. Claudia Kuretsidis-Haider , Das Nationalsozialistengesetz 1947. Weiterentwicklung von Verbotsgesetz und Kriegs ver brechergesetz
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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