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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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497 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Einmal abgesehen davon , dass die überwiegende Mehrzahl der relegierten Studenten ( „Minderbelastete“ ) nur zeitlich befristet vom Studium ausgeschlossen war , verliefen ins- besondere die Entnazifizie rungs maßnahmen innerhalb der Lehr körper der Universitäten wenig effizient , da durch Revisionsverfahren sukze ssive Wiederein gliederungen bereits entlassener Lehrpersonen erfolgten.2158 So wurden , wie aus einem Bericht des alliierten Education Directorate hervorgeht , nach Beschluss fassung des Minderbelasteten gesetzes eine Reihe zuvor ausge schlos sener Profes soren  – darunter wohl auch „Illegale“  – wieder als Lehr kräfte aufge nommen , deren Namen allerdings nicht in den Vorlesungs verzeich- nis sen auf tauchten : “In view of the need of qualified personnel , a certain number of professors , less incriminated according to the Denazification Law of 1947 , who were originally suspended ( enthoben ) have been permitted by decision of the Denazification Committee of the ‘Ministerrat’ to continue teaching temporarily until the end of Summer term 1947. The decision to suspend is thereby not invalidated.”2159 Eine prononciert scharfe Kritik an der „Nazi-Amnestie“ übte der Widerstands kämpfer und SPÖ-Nationalrat Albrecht Gaiswinkler 2160 im Strom , wo er erbost und schonungslos  – 2158 Auch bei den Studierenden wurde in vielen hunderten Fällen , die nach Paragraf 18 und 19 des Ver- botsgesetzes 1947 als Mitglieder der HJ oder des BDM vom Studium auszuschließen waren , die Stu- dienzulassung gewährt , da diese „ohne ihren Aufnahmsantrag oder aber während ihrer militärischen Dienstleistung ohne ihr Wissen in die Partei überstellt wurden.“ UAW , Dekanats akten Phil. Fakultät , 493–1946 / 47 , Rektor Adamovich an das Bundesministerium für Unterricht , 2. Juni 1947 , 1. 2159 NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 / Folder 58. Allied Commission for Austria. Education Directo- rate ( ACA / ER / 14 / 12a ), Education Directorate. Working Party on Universities , „University Professors originally suspended and now teaching“, 20 May 1947 , 1. 2160 Albrecht Gaiswinkler ( 1905–1979 ), mehrmonatige politische Haft 1934 ; bildete ab 1940 gemeinsam mit Valentin Tarra , Johann Moser und dem später  – im Februar 1945  – von der Gestapo im Zuge ei- ner Wohnungs durchsuchung erschossenen Karl Feldhammer die Widerstands bewegung Ausseerland , die große Aktivitäten entfaltete. Aufgrund seiner Weigerung , der NSDAP beizutreten , wurde Gaiswink- ler straf weise zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Im Juli 1944 desertierte er mit einem größeren Munitions transport und schloss sich als Partisan dem französischen Maquis an. Im September 1944 trat Gais winkler in die Dienste der US-Armee ein und wurde nach England gebracht , wo ihn die Briten für ein Trainingsprogramm für Leiter von Widerstandsgruppen rekrutierten. Ab Ende 1944 arbeitete er im Rahmen der britischen Armee für die „British Special Operations Executive“. Am 8. April 1945 sprang Gaiswinkler  – im englischen Auftrag über dem Höllengebirge im Salzkammergut ab und setzte gemein- sam mit Valentin Tarra , Johann Moser und Hans Renner die Widerstandsbewegung Ausseerland fort , der sich rund 360 weitere Personen anschlossen und die unter anderem einen eigenen „Freiheits sender Aus- seerland“ installierte und die Sprengung der geraubten Kunstschätze im Salz bergwerk Altaussee mitver- hinderten. 1945 wurde Gaiswinkler Bürgermeister von Bad Aussee und Bezirks hauptmann und von 1945 bis 1949 bekleidete er das Amt eines Abgeordneten zum Nationalrat für die SPÖ. Vgl. Rot-Weiss-Rot- Buch. Gerechtigkeit für Österreich. Darstellungen , Dokumente und Nachweise zur Vor geschichte und
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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