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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 500 jeweils zuletzt referierten Status quo mit unmerk lichen Änderungen wiederholten , worauf die sowjetischen Militärbeamten in der Regel Kritik vorbrachten und darauf drängten , endlich einen finalen Bericht abzu liefern. Des Weiteren brachte der sowjetische Vertreter im „Education Directorate“ regel mäßig Reso lutio nen ein , die darauf abzielten , wegen der nach wie vor lehrenden Nazi-Pro fes soren oder unbesetzten Lehrstühlen dringende „Emp- fehlungen“ an das Unter richts ministe rium zu beschließen.2169 Die Westalliierten  – hier vor allem die US-Besatzungs macht  – hielten sich mit eigenen Stellungnahmen zurück und beschränkten sich darauf , russische Forderun gen mit formalen Hinweisen auf bereits durchgeführte Säuberungs maß nahmen beziehungsweise auf die öster reichische Gesetzes- lage zu konterkarieren.2170 Noch im Dezember 1949 kam es im Exekutivkomitee zu einer kurzen , aber atmo sphäri- sch überaus aufschlussreichen Auseinandersetzung über die Entnazi fizierung an Öster- reichs Universitäten. Von russischer Seite war zuvor im alliierten Education Directorate ein detaillierter Bericht vorgelegt worden , der das Wieder erstarken nazistischer Kräfte auf universitärem Boden mit Bezug auf einzelne Bei spiele thematisierte. Demnach hätte an der Universität Graz am 26. und 27. Oktober eine studentische Versammlung in Verbin- dung mit der „Union der Unabhängigen“ stattgefunden , bei der nazistische und deutsch- nationale Reden gehalten worden seien. Darüber hinaus wurde auf die Situation an der Hochschule für Welthandel verwiesen , wo nach wie vor belastete Professoren unterrichten würden. Des Weiteren monierten die Sowjets , dass am II. Chemischen Institut der Univer- sität Wien  – laut Bericht in der Arbeiter Zeitung  – eine Gruppe von „Nazi hooligans“ die Gedenktafel an den antinazistischen Widerstand entweiht und antisemitische Sprüche an die Wände geschmiert habe. Zuletzt wurde noch beanstandet  – und das war zweifellos der schwächste Punkt  –, dass der angeblich „deutschnationale“ Historiker Hugo Hantsch2171 of the professoriate and of the employees of the Technical High School in Vienna ( 2nd Supplement ), 20. August 1947. 2169 NARA II , RG 84 , [ 84 / 350 / 49 / 09 / 5 ] , Box 12 [ Entry 2062 ]. Foreign Service Post of the Department of State. Austria , U. S. Element of the Allied Commission for Austria. General Records , 1945–195 ( Ed- ucation ), Allied Commission for Austria. Executive Committee [ EXCO / P( 48152 ] , Lectures in the University Institutions , Summer Term 1948. Recommendation by the Soviet Member of the Education Directorate , 11. Juni 1948 , 1 f. 2170 Vgl. NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 2 / Folder 53 , Headquarters United States Forces in Austria , Liaison Section / Russian Sub-Section ( APO 777 ), Samuel H. Williams , Chief Education Division , So- viet Protest against Nazi Professors , 10. Juni 1948 , 1. 2171 Tatsächlich war Hugo Hantsch ( 1895–1975 ) als Benediktiner-Pater ausgeprägt katholisch und ein ‚auf- rechter‘ Vertreter der österreichischen Mission , u. a. in der „Vaterländischen Front“. Nach eigenen Angaben verbrachte Hantsch nach einjähriger Haft im Konzentrationslager Buchenwald die Zeit ab 1939 in der nie- derösterreichischen Gemeinde Ravelsbach als Pfarrer. Im September 1945 wurde Hantsch vom OSS inter- viewt und dabei nicht zuletzt wegens seiner harschen anti-sowjetischen Haltung ( „things that took place in Austria under the Russians were far worse than the situation under Hitler“ ) als Reaktionär eingeschätzt , der aus US-amerikanischer Perspektive versuchte , „to stirr up trouble between us and the Russians.“ Darüber hi-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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