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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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501 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung an der Universität lehrte. Das sowjetische Mitglied des „Education Directorate“ empfahl daher die Annahme folgender Resolution : “The EC draws the attention of the Ministry of Education to the fact that Nazi activity is being reviewed in a number of Austrian universities. On the basis of the tasks of the AC , deriving from the Control Agreement , and the AC decision on the Nazi question , the EC proposes that the Ministry of Education investigate all the facts and take the necessary steps to prohibit , throughout all educational institutions , any pro-nazi activity. The EC must be informed of the results of this investigation and of the implementation of this decision.”2172 Im Exekutivkomitee bezog sich der russischer Vertreter Medvedev auf diesen Bericht und verlangte ein entschiedenes Vorgehen. Interessant scheint diese Angelegenheit weniger hinsichtlich der Faktenlage sondern hinsichtlich der Einstimmigkeit , mit der die sehr knappe Stellungnahme von US-Vertreter Brigadier A. J. Edney , der „no evidence to sup- port the resolution“ sah und kurz und bündig festhielt , „I do not prescribe , in any way , such a resolution“, von westalliierter Seite unterstützt wurde. Der britische Vertreter Fry kon- statierte , dass er keinerlei Informationen über ein Ansteigen des Nazismus hätte und das Thema daher gerne fallenlassen möchte. Und auch der französische Vertreter betrachtete die russische Resolution „not a serious working paper.“2173 Damit war die Angelegenheit ohne weitere Diskussion vom Tisch. Nach diesem Muster verliefen auch die interalliierten Debatten über die Ver wendung verbotener NS-Schulbücher an österreichischen Schulen2174 oder über die Weiter ver- naus verharmloste Hantsch das faschistische Spanien unter Franco : „[ … ] why the world is so against Franco Spain [ … ] not evil like Hitlers’s , not basically anti-civilization.“ Der OSS-Interviewer Paul R. Sweet stufte Hantsch’ Äußerungen als unerträgliche und unverantwortliche Hetze ( „irresponsible war-mongering“ ) ein  – schließlich hatte dieser sich für die sofortige Vertreibung der Russen aus Österreich durch die Alliierten ausgeprochen  –, und sah die darin zum Ausdruck kommende Haltung zudem als symptomatisch für weite Teile der Bevölkerung an : „I am in the moment in an anti-Austrian mood. That they have suffered much more than they feel they should have is certainly true , but the perpetual running to us with talks about the Russians is getting to have just the opposite effect from what they intend. Many of them make no secret of the fact that they simply want to sew discord between us and the Russians.“ Zit. nach : Rathkolb , Gesell- schaft und Politik am Beginn der Zweiten Republik , a. a. O., 269 , 300 f. bzw. 302. Paul R. Sweet , Letter to Kath ( Ravelsbach ), 17. September 1945. Siehe weiters : Anton Staudinger , Austro faschistische „Österreich“- Ideologie. In : Emmerich Tálos / Wolfgang Neugebauer ( Hrsg. ), Austrofaschismus. Politik  – Ökonomie  – Kultur 1933–1938 , 5. überarb. Aufl. ( Red. Christine Schindler ), Wien 2005 , 33 ff. 2172 NARA II , RG 84 , ( 84 / 350 / 49 / 09 / 5 ), Box 12 [ Entry 2062 ]. Allied Commission for Austria. Executive Committee , Rescrudescence of Nazis Activity in Austrian Universities. Report and Recommendation by the Soviet Member of the Education Directorate , 13th December 1949 , 12 f. 2173 Ebd., 13. 2174 Vgl. NARA II , RG 84 , ( 84 / 350 / 49 / 09 / 5 ), Box 12 [ Entry 2062 ]. Allied Commission for Austria. Exe- cutive Committee , Use of Prohibited Textbooks in Austrian Schools. Report by the Soviet Member of the Education Directorate , 13th December 1950 , 1 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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