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5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg
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education of Germany“ strich abermals die Reorientierung der vormaligen Achsenstaaten
als Aufgabe von höchster Bedeutung für die gesamte zivilisierte Welt heraus , da deren
Erfolg – oder Misserfolg – direkten Einfluss auf die Aufrechterhaltung des Weltfriedens
und somit auf das Leben künftiger Generationen haben würde. Angesichts der schockie-
renden Bilder der ersten Film-Doku men tationen über die verübten Gräuel in den nati-
onalsozialistischen Konzentrations- und Ver nichtungs lagern und der bisherigen , wenig
überzeugenden Verlautbarungen der US-Militärverwaltung in Deutschland , urgierte der
Report die Not wendig keit eines langfristigen , von entsprechender Expertise begleiteten
Reorientierungs -Programmes der jeweiligen zonalen US-Militärregierungen :
“In the months during which we have been meeting , documentary reports concerning the
crimes and brutalities committed by the Germans , conformed anew by recent reports from
death camps and torture-chambers , have made us not only feel deep indignation and shame at
the spectacle of this extreme degeneration of human nature , but also the urgent importance of the task
of re-educating Germany. [ … ] Only an inflexible long-term occupation authority will be able
to lead the Germans to a fundamental revision of their recent political philosophy and practice
and to the development of new patterns which will embody the best of the former German
federalism and non-nationalistic traditions.”2228 [ Hervorhebung d. Verf. ]
Obwohl die akademischen Experten für Reorientierungs-Fragen die Bedeutung des po-
litischen und wirtschaftlichen Wiederaufbaues keineswegs unterschätzen2229 und die
Wichtigkeit gezielter Maßnahmen der US-Militärregierung in diesen Bereichen eigens
hervorhoben , monierten sie hinsichtlich der erforderlichen mentalen Umorientierung –
„destroying the evil roots of Nazism in the German mind and character“
– doch mit Nach-
druck die eminent wichtige Aufgabe eines gezielten , längerfristigen erzieherisch-bildungs-
politischen Engage ments :
“The problem of re-educating Germany is not that of teaching an ignorant or an untutored people. It
is rather that of redirecting the energies and reforming the attitudes of a highly trained people
who suffer from the effects of a perverted education. To an extraordinary degree , the problem
in Germany is a problem of education. Nazism and Prussianism are not , of course , inevitable
outgrowths of an innately bad German nature. [ … ] The German people were educated into Na-
2228 NARA II , RG 260 , OMGUS
– ECR , Box 89. Institute on Re-Education of the Axis Countries. Report
on the Re-education of Germany. Presented by the Sub-Committee ( T. C. Pollock , R. Schairer ; F. M.
Crowley , F. W. Foerster , J. K. Folsom , S. L. Hamilton , E. Hanke ), 15. Juni 1945 , 1.
2229 So schlugen die US-Bildungsexperten gerade im Hinblick auf die fatalen mentalen und psychi schen
Folgewirkungen der Zerstörungen einen möglichst raschen Wiederaufbau von Gebäuden , Straßen und
Brücken vor , wobei insbesondere Kinder umgehend aus den devastierten Städten in ländliche Versor-
gungsgebiete gebracht werden sollten , um sie nicht dem unweiger lichen Chaos und der moralischen
Depression der unmittelbaren Nachkriegszeit auszusetzen. Ebd., 9.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741