Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Page - 559 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 559 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Image of the Page - 559 -

Image of the Page - 559 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Text of the Page - 559 -

559 Elitenbildung über „Austauschprogramme“ Auf der politischen Großwetterkarte kam es im Sommer 1946 durch die anwachsende Einflusssphärenpolitik der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten zu hegemonialen Inter- essenkonflikten , die schließlich in einer gravierenden Trendwende der bisheri gen  – ohnedies schon längst brüchigen  – alliierten Kooperation mündeten und dazu führte , dass die USA ihre bisherige Politik des politischen Isolationismus zur Gänze aufgaben. Aus gelöst wurde die 180-Grad-Wende unter anderem dadurch , dass Bulgarien bei der Pariser Konferenz im August 1946 Teile Nord-Griechenlands beanspruchte , die Sowjetunion auf eine Vormacht- rolle in Bezug auf Libyen und Eritrea abzielte und auch die Kontrolle über die Dardanellen nachverhandeln wollte. Der Abschuss zweier US-Transportmaschinen durch Jugos lawien  – auf ihrem Weg von Österreich nach Italien  –, das außerdem Triest beanspruchte , sowie massive sowjetische Truppen bewegungen an der Südgrenze des Kaukasus , die Druck auf die Türkei und den Iran ausüben sollten , führten schließlich zur Schubumkehr der US- Außenpolitik gegenüber der Sowjet union beziehungs weise dem Kommunismus : dessen militärisch-propagan dis tischer Einfluss auf die ‚freie Welt‘ sollte nun mit allen Mitteln durch eine Politik der Stärke und Intervention eingedämmt ( „contained“ ) werden.2364 Nachdem von amerikanischer Seite bereits im September 1946 über Militärhilfe für Griechenland und die Türkei nachgedacht worden war und sich Großbritannien im Febru- ar 1947 schließlich nicht mehr imstande sah , die , nach Auflösung der griechischen kommu- nistischen „Nationalen Befreiungsfront“ ( EAM ), von kom munistischen Guerillatruppen in Thrakien ausgelösten Aufstände zu kontrollieren ,2365 gingen Präsident Harry S. Truman und sein Beraterstab in die  – propagandistische  – Offensive. Nach einer Besprechung mit seinem Kabinett sowie leitenden Kongress abgeordneten ließ Staatssekretär Dean Ache- son einen Entwurf für eine Kongress-Rede Trumans aus arbeiten. Der dritte Entwurf der „new policy“, die unter dem Titel „Truman Doktrin“ bekannt wurde  – der ersten formellen Präsidenten-Doktrin seit der Monroe-Doktrin von 1823  – wurde von George C. Marshall genehmigt und formulierte den ‚Turning point‘ der US-Außenpolitik in Richtung eines „war of nerves“, eines „political battle with ideological , strategic and economic elements“.2366 Am 12. März 1947  – 48 Stunden nach Beginn der Außenministerkonferenz in Moskau  – hielt Präsident Truman vor beiden Häusern des US-Kongresses seine berühmt geworde- ne Rede , die den weltanschaulich-ideologischen Überbau beziehungsweise die politische Legiti mation für die nach folgende US-Containment- beziehungsweise „Roll-Back“- Politik lieferte. Im Kern der Truman-Doktrin findet sich zunächst ein Plädoyer für die Demokratie : „No government is perfect [ … ]. One of the chief virtues of a demo cracy , however , is 2364 Vgl. Elizabeth Edward Spalding , The First Cold Warrior. Harry Truman , Containment , and the rema- king of Liberal Internationalism , Lexington 2006 , 62. 2365 Vgl. Howard Jones , „A new Kind of War“. Americas Global Strategy and the Truman Doctrine in Greece , New York 1989 , 24 f. bzw. 31. 2366 Spalding , The First Cold Warrior , a. a. O., 61.
back to the  book Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955"
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration