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Die ideologische Überformung der US-Reorientierung
to document Soviet-inspired aggression.“2491 Neben Filmen sollten die USIE-Abteilun-
gen insbesondere einschlägig propagandistisches Bildmaterial , dessen ideologische Aus-
sage keiner weiteren Erklärung bedurfte , für die „Truth-Campaign“ massenhaft verteilen :
“Photographic output was centered mainly on the production and distribution of hard-hitting ,
tactical photo releases for placement in foreign publications by USIE posts. These photographs
stressed the strength of the United States and its deter mination to repel or forestall Communist ag-
gression in the Orient and elsewhere [ … ]. News paper cartoons , from both U.S. and foreign
newspapers , debunking and deriding Communist tactics.”2492 [ Hervorhebung d. Verf. ]
Als zentrale Stützpunkte und Vermittlungsorte dieser mit Mitteln der psychologischen
Kriegsführung vorangetriebenen US-Kulturoffensive – „to interpret United States and to
combat communism“2493
– fungierten 1950 unter anderem weltweit 103 „U.S. Information
Centers“, in denen neben einer Vielzahl lokaler Personen immerhin auch 60 amerikanische
Bibliothekare angestellt waren.2494
Dass diese Propaganda-Offensive rasch Erfolg hatte , ist zum Beispiel aus der Statistik
des „U.S. Information Centers“ in Budapest ersichtlich , wonach die Benützungzahlen von
18. 872 im Jahr 1949 auf 96. 000 Personen im Jahr 1950 anstiegen.2495 Und wie aus einer
Auflistung des weltweiten USIE-Personals hervorgeht , lag Österreich 1950 im Vergleich zu
allen anderen angeführten Ländern mit insgesamt 30 Personen am höchsten.2496
Was Österreich sonst anbelangt , so ist dem Wortlaut eines Memorandums des Depart-
ments of State zur „Politik der USA gegenüber Österreich“ vom 8. Dezember 1950 kaum
sonderlich Spannendes zu entnehmen. Unter dem Punkt „Information and Cultural Poli-
cies“ wird darin lediglich die bisherige , hochoffizielle Linie der US-Diplomatie sowie der
amerikanischen Besatzungs macht gegenüber Österreich resümiert.
Deren Ziel bestehe in der Wieder auf nahme und dem Ausbau normaler internationaler
Kulturbeziehungen mit Österreich , sowie darin , die Errichtung eines demokratischen Er-
ziehungswesens sowie ent sprechender Informationsmedien zu unterstützen. Weiters wäre
die US-Politik gegenüber Österreich so auszurichten , den Respekt und die Freundschaft
Österreichs gegenüber den USA zu befördern. Durch US-Informationsmedien solle zu-
2491 Ebd., 11.
2492 Ebd., 8.
2493 Ebd., 14.
2494 Von Juli bis Dezember 1950 wurden in Summe 47. 288 Bücher nach Europa verschifft , 9. 359 US-Maga-
zine , 10. 492 „music items“ und 132. 124 publizierte Dokumente von US-Regierungsstellen. Vgl. Laun-
ching the Campaign of Truth. First Phase , a. a. O., 14.
2495 Launching the Campaign of Truth. First Phase , 14.
2496 Im Vergleich zu Österreich führte die USIE-Personalstatistik 1950 für Indien 29 , für Frankreich 28
und für Italien ebenfalls 28 Personen an. Vgl. Launching the Campaign of Truth. First Phase , Ap-
pendix , 66.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741