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6. Endphase der Besatzung
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statiert , von den zuständigen US-Stellen eher nach „Headhunting“-Kriterien ausgesucht
wurden ,2526 als dass sie sich eigenständig beworben hätten. Ein Vorgehen , das durchaus
auf Kritik stieß , da etwa US-Bildungsfachleute davor warnten , die akademische Integrität
aufs Spiel zu setzen – „using higher education as a conscious device for the achievement
of immediate political goals“2527 – beziehungsweise sie aus Gründen politischer Zweck-
mäßigkeit leichtfertig zu instrumentalisieren.
Ungeachtet dieser zweifellos berechtigten Kritik kamen nun erstmals nach 1945 österrei-
chische Wissenschafter und Studierende wieder in Kontakt mit amerikanischen Universi-
täten , so zum Beispiel mit der Columbia University , der Stanford University2528 oder dem
Massachusetts Institute of Technology ( MIT ).
In Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Bildungs organisationen und Phil anthro-
pischen Ein rich tungen wie dem Haverford College in Penn sylvania ,2529 der „National Stu-
dent Association“, der „American Association of Colleges for Teacher Education“,2530 dem
„Institute of International Education“2531 in New York , der „United Nations World Health
Organization“2532 ( WHO ), der Solomon R. Guggenheim Foundation oder der Rockefeller
2526 Schmidt , Civil Empire by Co-optation , a. a. O., 138.
2527 Ebd., 158.
2528 Thomas A. Spragens , Assistant to the President , Stanford University , to Civil Affairs Division , War
Department , 15. April 1947 , 1. Zit. nach : The U. S. Occupation of Germany : Educational Reform 1945–
1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–195.
2529 F. P. Munson , Col., General Staff Corps , Executive to the Assistant Secretary of War to Gilbert F. White.
President , Harverford College , Pennsylvania , 9. April 1947. The U. S. Occupation of Germany : Educa-
tional Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–208.
2530 Nachdem der US-Lehrerverband im Februar 1948 beschlossen hatte , die Lehrerausbildung in Deutsch-
land und Österreich durch Austauschprogramme zu unterstützen ( „A Plan for Assisting in the Re-
construction of Teacher Education in Germany and Austria“ ), und über die Rockefeller Foundation
Mittel zur Verfügung gestellt wurden , sollten sechs deutsche und zwei österreichische „key persons“ zu
Schulungszwecken an das Wilson Teachers College in Washington D.C. gebracht werden. Die beiden
österreichischen Kandidaten , die im Juli 1948 für das Programm bewilligt wurden , waren Hermann
Schnell und Wilhelm Zöchling. G. P. Lynch , Acting Executive , Civil Affairs Division , to Immigration
and Naturalization Service. Washington D.C., 15. Juli 1948 , 1. The U. S. Occupation of Germany : Edu-
cational Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–483.
2531 So finanzierte bspw. das „Institute of International Education“ bereits im Oktober 1947 sowohl die
Reise kosten als auch den dreisemestrigen Studienaufenthalt für die Wiener Studentin Maria Sakrawa ,
die an der Columbia University „Indo-Iranian Comparative Linguistics“ studierte. Siehe : Laurance Du-
ggan Director , Institute of International Education , to Civilian Affairs Division , War Depart ment , The
Pentagon Building , Washington D.C., 24. Oktober 1947 , 1. The U. S. Occupation of Germany : Educa-
tional Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–330.
2532 Im September wurden fünf österreichische Mediziner über die UN-WHO Studienaufenthalte an US-
amerikanischen Universitäten finanziert. Hierbei handelte es sich um Alfons Miller ( geb. 1913 ) [ Har-
vard University ] , Paul Speiser ( geb. 1920 ) [ u. a. Johns Hopkins Hospital Baltimore ] , Paul Johann Wil-
fingseder ( geb. 1916 ) [ Harvard University ] , Friedrich Blodi ( geb. 1917 ) [ u. a. Columbia University ]
sowie Friedrich Hermann ( geb. 1913 ) [ Harvard University ]. J. Vesely , Deputy Director , Financial Ser-
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741