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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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6. Endphase der Besatzung 610 Unterstützt von Scott Elledge , einem jungen Englischlehrer vom Carleton College im US-Bundesstaat Minnesota , dem Harvard-Literatur wissenschafter Francis O. Matthies- sen und Richard Campbell , einem älteren Harvard-Kollegen ,2575 gelang es Heller , in Ko- operation mit dem „Harvard College University Student Council“ und dem „International Student Service“ in Genf , ein erstes Programm für einen sechswöchigen Kurs zusammen- zustellen , der vom 15. Juli bis 31. August 1947 stattfand. Als Seminarort stellte die österrei- chische Schau spielerin und Witwe Max Reinhardts , Helene Thimig , das in der US-Besat- zungszone gelegene Rokoko-Schloss Leopoldskron zur Verfügung , das ihr verstorbener Mann in den Jahren des Ersten Weltkriegs erworben hatte.2576 Finanzielle Unter stützung erhielt Heller dabei sowohl vom österreichischen Unter richts ministerium als auch vom Carnegie Endowment , wobei die USFA Education Division zunächst in administra tiver Hinsicht behilflich war und über das US-Information Service ( USIS ) Bücher für die Ein- richtung einer kleinen Biblio thek bereitstellte.2577 Ziel und Zweck des methodisch offenen , internationalen und auf intellektuelle Ausei- nandersetzung mit amerikanischer Lebensart , Kultur und Politik ausgerichteten Seminars war der Abbau von negativen Vorurteilen und Stereotypen über das gesellschaftliche , öko- nomische und politische Amerika seitens der teilnehmenden StudentInnen , jungen Univer- sitätslehrerInnen , KünstlerInnen , JournalistInnen und gewerkschaftlichen Führungs kräfte , die , nach Rückkehr in ihre Heimatländer  – ähnlich wie im Fall der US-Personenaustausch- programme  – als einflussreiche gesell schaft liche Multiplikatoren wirken sollten. Henry Nash Smith  – Englischprofessor an der University of Minnesota und selbst Vortragender im Salzburg-Seminar  – fasste diese Intention 1949 folgendermaßen zusammen : “But the major result of the seminar must be sought in the experiences of about one hundred and seventy-five Europeans. This is not a large number , yet many of the participants are already persons of influence in their own countries , and most of them will acquire greater influence 2575 Vgl. dazu die Ausführungen von Timothy W. Ryback , vormaliger Direktor bzw. Vizepräsident des „Salz- burg Global Seminars“: Timothy W. Ryback , “The Salzburg Seminar- A Community of Fellows”. Zit. nach : http://www.salzburgglobal.org/current/history-b.cfm?goto=community [ Zugriff 10. 1. 2013 ]. 2576 Nach dem „Anschluss“ wurde Schloss Leopoldskron sowie sämtlicher Besitz Max Reinhardts von der Ge- stapo als „volks- und staatsfeindliches Vermögen“ beschlagnahmt bzw. von der Landesverwaltung „arisiert“. Das Schloss fungierte daraufhin kurzzeitig als NS-Parteischule bevor Hermann Göring dieses sowie das zirka 50 Hektar große Anwesen an Prinzessin Stephanie von Hohenlohe mit dem Auftrag übergab , ein Gästehaus für prominente Festspielgäste einzurichten. Nachdem Stephanie von Hohenlohe bald darauf selbst in Ungnade fiel und im Frühjahr 1939 nach England emigrierte , wandelte der damalige Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer Schloss Leopoldskron kurzerhand in ein Gästehaus für NS-Prominenz um. Nach Kriegsende wurde der Besitz nach eingebrachtem Rückstellungsantrag Helene Thimig als Nachlass- verwalterin restituiert. Vgl. dazu Johannes Hofinger , Max Reinhardts Schloss Leopoldskron : Beutegut der Nationalsozialisten. In : David. Jüdische Kulturzeitschrift , 17. Jg., April 2005 , Heft 64 , 3 ff. ; weiters : Ders., Die Akte Leopoldskron. Max Reinhardt  – Das Schloss  – Arisierung & Restitution , Salzburg 2005. 2577 Schmidt , Civil Empire by Co-optation , a. a. O., 317 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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