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‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung
Grunde gelegten „geheimen“ Lehrplan und dokumentiert gleichzeitig die „politische“ Re-
levanz der jeweiligen Fachbereiche sowie die stillschweigende Annahme , die Austausch-
kandidatInnen in diesen Fächern
– auch im Sinne der „Campaign of Truth“
– am ehesten
„richtig“ beeinflussen zu können.
Was zunächst ins Auge fällt ist , dass die Studierenden mit 80,8 Prozent die Haupt-
gruppe ausmachten und sie daher bereits ab 1951 als zentrale Zielgruppe aller US-Aus-
tauschprogramme angesehen werden können.
Darüber hinaus sticht die geringe Zahl naturwissenschaftlicher Kandi
datInnen , also
die eindeutige Dominanz geistes- , sozial- und kultur wissen schaft licher Fach disziplinen
heraus. In Prozenten ausgedrückt : 88,4 Prozent aller öster reichischen „Grantees“ wurden
1951 / 52 geistes- , sozial- und kultur wissen schaft lichen Bereichen zugeteilt , wobei hier der
Bereich der „Erziehungs- und Bildungs wissen schaft“ mit 53,6 Prozent eindeutig überwog
( Politikwissenschaft 17,6 Prozent ; „Humanities“: 17,2 Prozent ). Innerhalb des Fachberei-
ches „Education“ selbst lagen die „Schulbesucher unter College Niveau“ mit 50 Prozent ,
die „Freien Künste auf College Level“ mit 21,6 Prozent sowie „Sozial- und Wohlfahrts-
arbeit“ mit 8,2 Prozent an der Spitze.
Unter den Kulturwissenschaften ( „Humanities“ ) dominierte „American Literature“ mit
32,5 Prozent , gefolgt von „Mass Media“ mit 23 , 2 Prozent.
Im disziplinären Feld der „Political Sciences“ führte „Internationale Beziehungen“ mit
43,2 Prozent vor „Economics“ ( 34 Prozent ). Wichtigste Disziplinen unter den Natur-
wissenschaften waren „Medizin“ mit 23,5 Prozent sowie „Physik , Ingenieurs
wissenschaften
und Chemie“ mit in Summe 32,3 Prozent.
Obwohl eine klare Dominanz nicht-formalisierter , gewissermaßen „weicher“ Wissen-
schafts bereiche festzustellen ist ( Bildung , Erziehung ), fällt doch auf , dass auf jenes Fach
mit dem wohl offenkundigsten Bezug zur US-Reorientierung , nämlich „American Civili-
zation or Way of Life“, nur wenige „Grantees“ entfielen , unter den US-Austauschstudenten
in Österreich hingegen – darunter immerhin auch zwei , die sich mit österreichischer Ge-
schichte befassten – Studierende des Faches „Germanic“ und Musikwissenschaften den
Hauptanteil bildeten. Vortragende Experten aus US-Universitäten finden sich allerdings
insgesamt nur 12 , wobei auch hier die Fächer „American Literature“ und „Musik- und
Theater wissenschaft“ überwiegen.
Auf der Basis der Prozentanteile nach Fächern beziehungsweise akademischen Diszi-
plinen sowie durch einen Vergleich der Zahlen österreichischer und US-amerikanischer
„Grantees“ zeigt sich , dass die Auswahl klar auf eher „weiche“ akade mische Bereiche ge-
richtet war und der Wissenstransfer eindeutig asymmetrisch erfolgte.
Der statistisch-tabellarische Überblick weist leider keine Gender-Daten aus , sodass
über den Frauenanteil nur Vermutungen angestellt werden können ; mit Blick auf die Zah-
lenangaben anderer Exchange-Statistiken dürfte dieser bei rund zehn Prozent gelegen
sein. Damit liegt auf der Hand , dass die Reorien tierungs-Programme das Potenzial weib-
licher Teilnehmerinnen an den Exchange-Programmen im Großen und Ganzen völlig
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741