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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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6. Endphase der Besatzung 648 ungenützt ließen , worauf bezeichnen der weise weder in den einschlägigen Berichten der US-Exchange-Stellen noch auf Seiten geheimdienstlicher Analysen eingegangen wurde. Dies ist umso erstaunlicher , als der Frauen anteil in der Bevölkerung Deutschlands und Österreichs infolge der kriegsbedingt hohen Mortalitätsrate bei den Männern nach dem Krieg überproportional hoch war und die Frauen generation der Nachkriegs-Aufbauära damit zu einem der zentralen ‚Träger‘ auch der geistig-moralischen Reorientierung wurde. Wie erste Analysen zum Zusammenhang von „Gender and Cold War“ zeigen , erfuhr das heroisch-soldatische Nachkriegs-Narrativ der Siegermacht USA , das in erster Linie männ- lich konstruiert war , während der Zeit des Kalten Krieges eine spezifisch veränderte Neu- auflage. Im Zuge der heroisch aufgeladenen , globalen Abwehr der „Roten Gefahr“ ( „Red Scare“ ) durch Politik , Geheimdienste und Militär , wurden maskulin-aggressive Stereotype macht politisch aufgewertet und jede Form differenzierter , reflektierter Zurückhaltung und um Ausgleich bemühter politischer „softness“ als subversiv , potenziell homo sexuell und da- mit womöglich auch kommunistisch denunziert und letztlich politisch ver folgt :2707 “The full-blown emergence of a national security state dedicated to the production and control of secrets , codified in the National Security Act of 1947 ( and the creation of the CIA ), con- tributed to public fears of secret conspiracies fomented by men and women of concealed or unstable political and sexual identities.”2708 Dieses Paradigma mag wohl unter anderem dazu beigetragen haben , dass sich auch im Be- reich der US-Reorientierungs-Programme  – anders als das analog zu den zivilen sozialwis- senschaftlichen Reeducation-Debatten der Kriegsjahre zu vermuten wäre , tendenziell eher traditionelle Rollenbilder erhalten haben ,2709 Frauen jedenfalls nur in sehr eingeschränkter Form als eigenständige Zielgruppe berücksichtigt wurden. Mit Einrichtung der „United States Educational Commission in Austria“ ( USEC / A ) und dem Beginn der Fulbright-Programme in Österreich liefen die existierenden „Exchange“-Schienen zwar zunächst weiter , aber der Fulbright-Austausch ersetzte  – ähn- lich wie in Deutschland  – auch in Österreich weitgehend die anderen , nun zur Gänze vom 2707 Vgl. Robert D. Dean , Imperial Brotherhood. Gender and the Making of Cold War Foreign Policy , Am- herst  – Massachusetts 2001 , 63 f. 2708 Ebd., 67. 2709 Die soziokulturellen Beharrungs- und Veränderungsprozesse im Hinblick auf die Rollenbilder der Ge- schlechter sind freilich vielschichtiger und komplexer Natur und keineswegs auf eine einfache Kau- salformel zu bringen. Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft unterlagen auch die Rollen- bzw. Frauenbilder Veränderungsprozessen im Kontext technisch-ökonomischer Moderni sierung , kultureller Restaurationstendenzen quer durch die politischen Parteien der Nachkriegszeit sowie der transgenera- tiven Erosion traditioneller Lebensentwürfe und Wertmaßstäbe. Vgl. Ingrid Bauer , Americanizing / We- sternizing Austrian Women : Three Scenarios from the 1950s to the 1970s. In : Bischof / Pelinka , The Americanization / Westernization of Austria , a. a. O., 171 ff.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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