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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 91 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Generationenkonflikte 1 In Ermangelung eines anderen Exillandes landeten wir, ohne zionistische Absichten, mit Touristenvisa versehen, in Palästina […] und blieben illegal bis zu unserer Rück- kehr.“ Mit der zionistischen Ideologie verband Verkauf-Verlon wenig : „Da […] das Ziel des Zionismus der Judenstaat war, bestand für mich von Anfang an der Konflikt zwi- schen Assimilationswilligkeit und -unwilligkeit, den ich aber rasch für mich entschei- den konnte, denn ich hatte gelernt und es wurde mir eingebleut, dass ein Kommunist dort politisch tätig sein muss, wo er sich befindet.“ Die eigentliche Heimat blieb für ihn weiterhin Österreich – „genauer das Öster- reich der Arbeiterbewegung, des Freigeistes und des sozialistischen Humanismus“. Verkauf-Verlon nahm zwar aktiv am politischen Leben Palästinas teil, verlor aber nie die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Wien. Tatsächlich kehrte er bereits 1945 wie- der nach Österreich zurück. Für die zionistischen Bünde brachten die geänderten politischen Rahmenbedin- gungen ab dem Jahr 1933 sehr wohl einschneidende Veränderungen mit sich. Sie erhielten, bedingt durch das Verbot der sozialdemokratischen Jugendorganisationen, verstärkten Zulauf, weil die jüdischen Mitglieder nun zum Teil in die „chaluzischen“ Jugendbünde überwechselten. Diese durften, meist unter Tarnnamen, weiterexis- tieren. Die Bedingung seitens des Ständestaates war allerdings, dass alle Kontakte der zionistischen Gruppierungen zu den verbotenen österreichischen Linksparteien unterbleiben und sie sich ausschließlich auf die zionistische Arbeit konzentrieren mussten. Bis 1934 war der „Hechaluz“ um gute Beziehungen zur österreichischen Sozialdemokratie bemüht gewesen. Danach wurden diese Verbindungen weitgehend abgebrochen, um die zionistische Arbeit nicht aufs Spiel zu setzen. Die verschiede- nen Jugendbünde wie der „Blau-Weiß“ („T’chelet-Lawan“) und auch der weit links stehende „Haschomer Hazair“ achteten rigoros auf die Einhaltung dieser Vorgabe. Jegliche politische Betätigung von Mitgliedern im Sinne der in die Illegalität gedräng- ten Sozialdemokraten und Kommunisten wurde mit sofortigem Ausschluss geahndet, manchmal genügte der bloße Verdacht. Diese Zwänge bewirkten jedoch gleichzeitig Willy Verkauf-Verlon, Mit scharfer Optik, Wien o. D., S. 31. Ebd. Anfangs arbeitslos beziehungsweise Gelegenheitsarbeiter, war Verkauf-Verlon ab 1936 als Korrespondent für die in Moskau erscheinenden Exilzeitschriften „Das Wort“ und „Internationale Literatur“ tätig. 1939 wurde er zusammen mit seiner aus Litauen stammenden Frau Hanna Lipschitz verhaftet und wegen seiner Tätigkeit für die illegale Kommunistische Partei Palästinas von der britischen Mandatsregierung zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der Haftentlassung 1940 arbeitete er als Buchhändler in Jerusalem, später als Verleger. Zwischen 1941 und 1945 war er Generalsekretär der Exilorganisation „Free Austrian Movement“ für den Nahen Osten.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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