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Historische Aufzeichnungen
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 180 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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1 0 Armin Eidherr er weitgehend auf Deutsch. […] Die Zugehörigkeit zu einem Birnbaumkreis gibt die moralische Berechtigung, kein Zionist zu sein. Du bist sowohl koscher als auch im Recht. Und es verpflichtet zu so wenig. Andere haben einen Gewissenskonflikt, müssen Pioniere und Wächter in Erez Israel werden, und du kannst ruhig studieren und eine Karriere vorbereiten.“ Ähnlich spöttisch äußert sich auch Mendel Neugröschel : „dajtsch-redndike sstu- dentn hobn ongehojbn zu singen jidische folksslider … durch dem is jidisch, farsch- tejt sich, nischt geworn sejer muter-schprach, ober sei is winziksstnss geworn sejer sing-schprach …“ („Deutsch sprechende Studenten begannen jiddische Volkslieder zu singen … Dadurch wurde Jiddisch selbstverständlich nicht ihre Muttersprache, jedoch ist sie wenigstens ihre Sing-Sprache geworden …“ Ü.: A. E.) In der kulturhistorischen Betrachtung der derzeitigen Jiddischforschung werden in Bezug auf die Jiddisch-Kultur in Wien drei Faktoren hervorgestrichen, die für die „jiddische Erfahrung“ grundlegend seien : 1. Ein demografischer Faktor, das heißt, die Ermöglichung breiterer kultureller Verwirklichung durch den Zuzug von Jiddischsprechern aus Galizien. 2. Ein ökonomischer Faktor, das heißt, die Möglichkeit, materielle Grundlagen für die jiddische Kultur zu schaffen, indem sich etwa in Österreich billig produzierte Druckwerke mit großem Gewinn im Ausland verkaufen lassen. 3. Ein Faktor, der in den historisch-politischen Hintergründen besteht (Erster Weltkrieg und Ende der Monarchie, Erste Republik und alle ihre Bedrohungen 9). Damit lässt sich die jiddische Kultur in Österreich (speziell Wien), für die die Zwanzigerjahre die bewegtesten, interessantesten waren, sicher zu einem gewissen Melech Rawitsch, Das Geschichtenbuch meines Lebens, Salzburg 1996, S. 63. Mendl Naygreshl, „Di moderne yidishe literatur in galitsye [1904–1918]“, in : Fun noentn òver, New York 1955, S. 265–398, S. 374. (Transkription, wie auch bei allen anderen Texten : Armin Eidherr. „Ü.: A. E.“ bedeutet, dass ein Text hier zum ersten Mal von mir übersetzt wurde.) Vergl. dazu Thomas Soxberger, „Utopische Kulturpolitik : Die jiddische Kultur in Wien in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg“ (Vortrag gehalten am IX. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland, Düsseldorf 2006). Ich danke Th. S. für die Überlassung des Vortragsmanuskripts. Gabriele Kohlbauer-Fritz (Hg.), In a Schtodt woss schtarbt/ In einer Stadt, die stirbt. Jiddische Lyrik aus Wien, Wien 1995, S. 18 : „Daß man gerade Wien als neues Zentrum der jiddischen Literatur ausgewählt hatte, war auch ökonomisch begründet. Durch die starke Inflation der österreichischen Währung er- hoffte man sich, jiddischsprachige Bücher in Österreich billig erzeugen zu können und, gegen Devisen, vor allem am amerikanischen Markt zu verkaufen.“ Der Untergang der Monarchie wurde zwar wahrscheinlich von einer Mehrheit der Juden nicht als allzu große Tragik gesehen. Aber nach der Gründung der Ersten Republik kam es zu einem raschen Anstieg antisemitischer Aktionen ; auch im Hinblick auf die „Nationalitätenfragen“ war nun weder in theoreti- scher noch praktischer Hinsicht für das „Judentum“ ein Platz. Stichworte : 1927 Justizpalastbrand, Ausschaltung der Sozialdemokratie, Ständestaat.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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