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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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0 Hanno Loewy literarischen Äußerungsform, die ihn bis zu seinem Weggang aus Wien 1926 nun nicht mehr nur als Broterwerb, sondern in aller Ernsthaftigkeit beschäftigen wird : das Feuilleton. „Bist du ein Fremdling, so tust du gut daran, weiterzuwandern, um Distanz zu be- halten. Denn das Gemüt ist klebrig, und leicht entsteht die Lüge einer Scheinheimat. Wandere weiter und bleibe fremd.“ Auch Balázs’ Romanhelden, sie sind meist unter- wegs anzutreffen, irgendwohin und irgendwoher. „Uns ist eine Seele geboren, die hun- gert. Wir sind ausgewandert. […] Wir müssen ein neues, anderes Leben beginnen“, 9 heißt es in dem Roman, den Balázs nun, „ausgewandert“ und unfreiwillig mit einem neuen Leben konfrontiert, in Wien endlich fertigstellt. Der Weg, die Reise, die Balázs’ Helden zu sich selbst zurücklegen müssen, führt durch die Fremde. Aber es scheint zu- weilen, diese Fremde sei ihr wirkliches Zuhause, der Weg selbst das neue Leben. „Man spricht von Weg und Ziel und Schicksal. Von den letzten Dingen. Aber gerade weil man in der Tiefe sich berührt, braucht man nicht an der ganzen Oberfläche aneinander zu kleben.“ 0 Festzukleben, aneinanderzuhaften, nicht loszukommen, in diese Angst verwandelt sich nun Balázs’ Schmerz um die Trennung. „Negative Rebellen“ seien sie alle, Auswanderer aus Prinzip. „Sie konnten und wollten in dieser bürgerlichen Gesell- schaft nicht mehr leben. Aber anstatt gegen sie zu kämpfen, zogen sie aus ihr fort. Auf die Landstraße. Flüchtige Vagabunden des Geistes sind sie geworden.“ Zwischen Märchen und Film Auch seine Feuilletons beginnt Balázs „unterwegs“ zu schreiben. Freilich nicht so wie Franz Hessel, der Flaneur in Berlin, oder Arnold Höllriegel in Wien, nicht als Reisen- der oder Umherstreifender durch Nähe und Ferne. Vom „Schicksal“ umhergeworfen, fliegen ihm die Gegenstände seines Schreibens, aber auch die Genres förmlich zu, solange er nur die Augen offenhält und zu jedem Experiment der Sinne bereit ist. 1921 erscheinen Balázs’ Märchen in deutscher Sprache, und man beginnt sich für ihn in Wien auch als Märchenautor zu interessieren. Im September lässt Ge- nia Schwarzwald ihn fragen, ob er zwanzig chinesische Märchen schreiben könnte, Béla Balázs, Der Phantasie-Reiseführer. Das ist ein Baedeker der Seele für Sommerfrischler, Berlin, Wien, Leipzig 1925, S. 125. Béla Balázs, Unmögliche Menschen, Frankfurt am Main 1930, S. 144. Ein Teil des Romans erschien zuerst auf Ungarisch unter dem Titel Isten tenyerén (In Gottes Hand), Koloszvár (Klausenburg ; heute : Cluj-Napoca) : Lapkiadó Rt., 1921. 0 Ebd., S. 109. Ebd., S. 420.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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