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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Birgit Peter die ersten Takte des Vorspiels erklingen“ 9. Die Erinnerung scheint ungebrochen, das Wienerlied fungiert, wie es Matthias Heinzel in seiner Diplomarbeit zum Wienerlied ausdrückt, als „urbane Kennmelodie“, ist „Ton-Denkmal, also ein Speichermedium kollektiver Erinnerungen (Kultur der Erinnerung) und Ton-Dokument im Sinne eines (virtuellen) Schriftstückes, das die Wirklichkeit belegt resp. nachgestaltet und dessen Fokus im Aufbewahren – also dem Retten vor der Vernichtung – liegt (Kultur der Aufmerksamkeit)“ 0. Diese vermeintliche Bruchlosigkeit, Kontinuität in der Rezeption von Leopoldis Werk lässt sich dadurch erklären, dass die Lust des Publikums an der Wiedererken- nung so groß war, dass es ihm – ganz im Gegensatz zu anderen zurückgekehrten Künstlern – möglich war, seine Karriere erfolgreich weiterzuführen. In diesem Zu- sammenhang bemerkenswert ist eine Passage aus dem Artikel der Österreichischen Volksstimme „Das Wienerlied ist heimgekehrt“. Es wird nicht die Frage gestellt, wie es Leopoldi möglich ist und warum er 1947 für die Wiener ihr Wien besingt, das wird als selbstverständlich angenommen. In der Imagination eines Kunst-Wiens stellen sich keine Fragen der Verantwortung und Schuld, auch keine der Revokation einer schmerzvollen Erinnerung. Ganz im Gegenteil, Leopoldis Rückkehr und Auftritt wird als Apotheose des Neuen Österreichs interpretiert. Im Rückgriff auf das Ver- traute – das ohne schmerzliches Erinnern konsumiert wird – soll er dem Publikum etwas „Neues“ schenken, „das verzeihende Vergessen.“ Hermann Leopoldis Erfolg nach 1945 dient hier als Beispiel, mit welcher Gier sich die Nachkriegswiener ihres Wienbild-Produzenten bemächtigten und wie notwendig es offenbar war, diese Stadtimago wiederherzustellen. Er starb 1959 in Wien. Die Ambivalenz des Wienbildes Abschließend wird auf der Basis der vorgestellten Persönlichkeiten und ihres Beitrags zu einem spezifischen Wienbild resümiert, woraus sich dieses zusammensetzte. Österreichische Volksstimme, 17.9.1947. 0 Matthias Heinzel, Alt-Wien im Wienerlied. Das Wienerlied im zeitlich-räumlichen Koordinatensystem. Dipl., Wien 2006, S. 13. Österreichische Volksstimme, 17.9.1947, Dieser Gestus findet sich auch in neuesten Arbeiten, beispiels- weise in der 2004 erschienenen Dissertation von Yvonne Rutka über das Wienerlied. Sie verweist zwar auf Pick und Leopoldi, es wird allerdings nicht die Frage gestellt, was es bedeutet, dass jüdische Künstler in diesem Feld wesentliche Beiträge schufen. In dieser Logik wird auch 1938–1945 ausgeblendet. Vgl. Yvonne Rutka : „I’ hab ka Angst vor’ m Weanalied !“ Das Wienerlied lebt – und wie. Auf den Spuren jun- ger Wienerliedmusiker. Eine historisch-soziologische Auseinandersetzung mit einer Lebenswelt, Diss., Wien 2004.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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