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Historische Aufzeichnungen
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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0 Werner Hanak tion des Paares richtet sich stets nach dem Gerede der „guten Gesellschaft“, wobei sich die Eheleute ihre niedrige Herkunft immer wieder gegenseitig vorhalten. So sagt Maurice Kron-Korn zu seiner Frau Yvonne : „Kron : ,Jedes Flitscherl muss heut schon ein Elektromobil haben.‘ Yvonne : ,Flitscherl ! Wo du nur diese Terminologie her hast, Maurice !‘ Kron : ,[…] meine liebe Yvonne – du verstehst die Terminologie ganz ausgezeichnet, bei dir zu Haus is nie anders geredt worden. In Hernals, bei deinen Herren Eltern, wo die Fenster mit Lahm verpickt waren.‘ Yvonne : ,Pardon, da muss ich entschieden bitten – bei uns hat es nie verpickte Fenster ge- geben.‘ Kron : ,Also nicht amal verpickt waren sie ?‘ Yvonne : ,Das mag in Gaya, in deiner Heimat Mode gewesen sein – wo deine leibliche Schwester heute noch als Ganslerin auf dem Markt sitzt und ihre israelitischen Lebern feilhält, diese schwer verdaulichen rituellen Nahrungsmittel.‘ Kron : ,Kein Wort weiter ! Da muss ich schon bitten – du kannst mich beleidigen – und von mir aus auch meine Schwester – auch meine Vaterstadt Gaya – aber, wenn du auf das re- ligiöse Gebiet deine Angriffe richtest und in liebloser Weise die Ganslebern meiner Väter schmähst, so muss ich schon sagen, dass ich das in keinem Falle zugeben kann.‘“ Trotz der Vorurteile der Ehefrau fährt die Familie auf Besuch nach Gaya, um die Schwester Sali, die dort auf dem Gänsemarkt steht, zu besuchen. Die Szenen in Gaya – und dies meistert dieses Bühnenstück auf einzigartige Weise – sehen die Zuschauer in einem Stummfilm : In Gaya entsteht die Komik aus der Deplatziertheit der städtischen Charaktere, etwa wenn sie gesammelt aus dem noblen Auto mit Chauffeur steigen. In Wien sind es dann natürlich die ländlichen Figuren, die fremd wirken, aber nicht alle sind unterlegen. David, einziger Sohn der Sali Breier, folgt einer Einladung seines On- kels, in der hauseigenen Bank in Wien als Lehrling anzufangen. Doch die Stadt schlägt mit all ihren Gefahren zu. Als am gefährlichsten entpuppt sich zuerst die verdorbene Stadtfamilie selbst : Vom Onkel wird er als Volontär finanziell ausgenutzt, die Stief- Cousine Meta neckt ihn stets mit zweideutigen Angeboten. Cousin Heinz aber reitet David schlussendlich vollkommen ins Verderben, indem er sich immer wieder Geld aus dessen Bankkassa ausborgt. David, dessen Kasse nun mit fehlenden inflationären 80 Millionen geprüft werden soll, sieht nur mehr im Erscheinen seiner geliebten Mutter Frau Breier aus Gaya, Revue mit drei Filmzwischenspielen und einem gerichtlichen Nachspiel von Alfred Deutsch-German und Armin Friedmann, Bühnenmanuskript ; Niederösterreichisches Landesarchiv, Zensursammlung, Rolandbühne 1923, 11/4, S. 5.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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