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1784 bis 1791 liegen diese Monatslisten nur lückenhaft vor,132 wobei es, da eine
ganze Reihe von Archiven konsultiert wurde, eher unwahrscheinlich ist, dass
für die bestehenden Lücken Listen existiert haben. Gegen diese Annahme spricht
nur der Umstand, dass in Joseph Petzeks Katalog,133 der den Zeitraum 1783–1794
abdeckt und ebenfalls herangezogen wurde, immerhin 61
Titel aufscheinen, die
in den vorhandenen Monatslisten fehlen.134
Für das Jahr 1784 wurden zuzüglich zu den in den Monatslisten angeführten
Verboten die im Zuge der josephinischen Rezensur in den Jahren 1780/81–1783
angefallenen 185 Werke, die nun nachträglich verboten wurden, in die Daten-
bank und die obige Statistik aufgenommen.135 Diese Verbote wurden zwar 1784
wirksam, sie müssen aber statistisch auf die drei vorangegangenen Jahre aufge-
teilt werden. Die monatlichen Verbotslisten von 1784 enthalten nur 51 Titel,
hinzu sind noch 26 Titel aus einem in diesem Jahr von den Zensoren bearbei-
teten Nachlassinventar und fünf aus dem Petzek-Katalog zugeschlagene Titel zu
rechnen, was statt der 267 insgesamt ,nur‘ 82
Verbote ergibt. Von den 185 ,neu-
en‘, das heißt noch nicht im maria-theresianischen Catalogus enthaltenen Titeln
waren 180 in den vier Jahren 1780–1783/84 erschienen, und zwar 17 im Jahr
1780, 27 im Jahr 1781, 50 im Jahr 1782, 53 im Jahr 1783 (davon drei im Jahr
1784, die Verleger druckten wie so oft für das Weihnachtsgeschäft bereits das
nächste Jahr als Erscheinungstermin auf das Titelblatt). Der Befund aus den Ver-
botszahlen lautet dennoch, dass die ersten Jahre der Regentschaft Josephs II.
keineswegs zensurfrei verliefen, sondern sogar eine stärkere Verbotstätigkeit
erkennen lassen als die Jahre 1785–1790. Insgesamt gilt jedoch weiterhin, dass
die Zensur unter Joseph II. etwas milder agierte als zuvor und danach. Diese
Tatsache wird auch dadurch erhärtet, dass die deutsche Buchproduktion sich
während der 1780er Jahre um ca. 40 % vermehrte: die Messkataloge weisen für
1775 2025 Titel aus, für 1780 2642, für 1785 2853 und für 1790 3560 Titel.136
132 1784 fehlen die Monate
5 und 7–10, 1785 die Monate
11 und 12, 1786 die Monate
3 und 9–12,
1787 die Monate 1–3 und 11, 1788 die Monate 5 und 8–10, 1789 die Monate 1, 2, 4 und 11,
1790 die Monate 4–5 und 1791 die Monate 2 und 4.
133 Katalog der von 1783 bis 1794 in Oesterreich von der hochlöblichen Hofbücherzensurkom-
mission verbothenen Bücher. Zur Warnung der Herren Leser, Buchhändler, und Buchdrucker.
Herausgegeben von Joseph Petzek. Freyburg im Breisgau 1794.
134 Diese 61 Titel wurden gleichmäßig auf die erfassten Jahrgänge aufgeteilt, und zwar von 1783
bis 1787 je fünf und von 1788 bis 1792 je sechs Titel hinzugefügt.
135 Sie wurden dem Verzeichniß aller bis 1ten Jäner 1784 verbottenen Bücher. o.
O. o.
J. entnommen.
136 Die Zahlen nach: Codex nvndinarivs Germaniae literatae continvatvs (1877).
2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 77
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Title
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Author
- Norbert Bachleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510