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nur 17
Romane, sondern auch ein Theaterstück (The House of Aspen, 1829) ver-
boten. Ferner ist Mary Russell Mitford mit ihrer Tragödie Rienzi (1828) in einer
Berliner Nachdruckausgabe von 1837 vertreten. Edward Bulwer-Lytton scheint
mit The Duchess de la Vallière (1837) auf, einem Stück, das sich einer der zahl-
reichen Mätressen Ludwigs XIV. widmet, die zwischen Ausschweifungen und
moralischer Zerknirschung schwankte, ehe sie den Schleier nahm.
6 10 1 Beaumont und Fletcher
Beaumonts und Fletchers Stück The Fair Maid of the Inn (1625) wurde in deut-
scher Übersetzung (Weimar 1836) im November 1836 mit dem Decisum ,erga
schedam‘ bedacht. Die Verfasserschaft dieses Stücks aus dem sogenannten ,Beau-
mont and Fletcher canon‘ ist unsicher. Die Herausgeber der Dramatic Works bei
der Cambridge University Press vermuten, dass Philip Massinger und John Web-
ster zumindest Ko-Autoren waren;427 der Oxford Companion to English Litera-
ture mutmaßt, dass „The Fair Maid of the Inn was probably the result of a colla-
boration between Fletcher and Massinger, possibly with the assistance of Jonson,
Webster and Rowley.“428
Gleich zwei junge Leute sind hier unter falscher Identität aufgewachsen: Ces-
ario ist ein von der Mutter Mariana ihrem Mann, dem Florentiner Admiral
Alberto, der unbedingt ein Kind erwartete, mit besten Absichten untergescho-
benes Kind einer Falknerfamilie. Bianca wiederum ist die Tochter von Juliana
und Baptista, einem mit Alberto befreundeten Kapitän der Florentiner Flotte.
Aufgrund der Gefangenschaft ihres Mannes bei den bekriegten Türken war Bian-
ca einem Gastwirt zur Pflege übergeben worden. Nach verschiedensten Wirren
und der Aufdeckung ihrer wahren Herkunft erhalten alle Beteiligten die/den
von ihnen präferierte/n Geliebte/n. Alberto ist angeblich ertrunken, worauf
Mariana die wahre Identität Cesarios preisgibt, um ihrer Tochter Clarissa das
ihr zustehende Erbe zu sichern. Der Herzog von Florenz fordert sie daraufhin
auf, ihren Ziehsohn zu heiraten, um ihm einen sozialen Abstieg zu ersparen.
Mariana weigert sich, eine solche unmoralische Verbindung einzugehen, aber
plötzlich will sie der libertine Cesario heiraten und bringt dies mit drastischen
Worten zum Ausdruck. Eben hat er noch Bianca nachgestellt, nun fordert er
Mariana auf, sich an die Hochzeitsnacht mit seinem Ziehvater Alberto zu erin-
nern und Gleiches mit ihm zu tun:
427 The Dramatic Works in the Beaumont and Fletcher Canon. Vol. 10. Ed. by Fredson Bowers.
Cambridge: Cambridge University Press 1996, S. 752.
428 Drabble, Margaret (Hg.): The Oxford Companion to English Literature. Revised Edition. Oxford,
New York: Oxford University Press 1998, S. 353.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
392 6. Fallstudien
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Title
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Author
- Norbert Bachleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510