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der mit Madame de Monaco liiert ist; der König will sie ihm ausspannen und
schickt ihn daher mit der Armee weg. Aus Protest zerbricht Lauzun einen gro-
ßen Spiegel im Kabinett der Madame de Monaco und weigert sich, fortzugehen,
wenn er nicht das Kommando der Armee übertragen bekommt, was ihm aber
nur einen Aufenthalt in der Bastille einbringt. Wieder freigelassen, rächt sich de
Lauzun dadurch, dass er der im Gras sitzenden Madame de Monaco kräftig auf
die Hand tritt. Diese nimmt sich einen Pagen als Geliebten, steckt sich mit einer
gefährlichen Krankheit an und stirbt daran. Montespan erhört nun de Lauzun,
freundet sich mit Madame de la Vallière an und nähert sich so dem König. De
la Vallière ist böse, der König schickt M. de Montespan in die Verbannung, um
sich ungestört dessen Frau widmen zu können. Diese bekommt ein Kind, de la
Vallière geht ins Kloster. De Lauzun möchte die reiche Princesse d’Orléans Mont-
pensier, eine Cousine des Königs, trotz deren sehr fortgeschrittenen Alters hei-
raten. Der Prince de Condé bittet, dem Königshaus diese Schande zu ersparen.
Daraufhin beschließen die beiden, geheim zu heiraten. Der König verhindert
das im letzten Augenblick, de Lauzun beleidigt Madame de Montespan und wird
eingesperrt. Der neue Stern am Hof ist der Duc de Longueville. Er schenkt der
Marechalle de la Ferté poudre de polleville (offenbar ein Parfum), das sie entsetz-
lich findet, aber dann gesteht, dass das Problem eher bei dem Mann liegt, bei
dem sie es kennengelernt hat. Die folgenden Sätze, in denen die Begegnung der
beiden beschrieben wird, geben wieder einen Eindruck von dem eher nüchter-
nen und wenig aufreizenden Stil, in dem erotische Begegnungen abgehandelt
werden.
Là-dessus il se mit en estat de la caresser, & la Maréchalle feignant de luy savoir mau-
vais gré de sa hardiesse pour l’animer encore d’avantage se deffendit jusques à ce qu’el-
le fust proche d’un Lict où elle se laissa tomber […]. Le duc de Longueville ravi de
son avanture, en usa en jeune homme, ce qui ne déplut pas à la Maréchalle […].55
Ihr ehemaliger Geliebter, der Marquis Meffiat, fordert daraufhin Longueville
zum Duell, das dieser wegen des Standesunterschiedes ablehnt. Meffiat lauert
Longueville auf und schlägt ihn mit dem Stock, worauf Longueville beschließt,
ihn umbringen zu lassen. Aber im Krieg gegen Holland wird Longueville getö-
tet. Die Maréchalle gibt sich daraufhin, gemeinsam mit Madame de Berthillac,
Ausschweifungen mit Schauspielern hin, was deren Schwiegervater missfällt,
besonders als sie ihrem verschuldeten Geliebten ihre Juwelen schenkt. Außer-
dem legt sie dem jungen Sohn des Königs bei einem Gespräch ihre Hand „dans
55 [Gatien de Courtilz de Sandras:] Les conquestes amoureuses du grand Alcandre dans les pays-
bas. Avec les intrigues de sa cour. A Cologne chez Pierre Bernard 1684, S. 59.
6.2. Chroniques scandaleuses 277
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Title
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Author
- Norbert Bachleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510