Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Page - 13 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 13 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Image of the Page - 13 -

Image of the Page - 13 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text of the Page - 13 -

geprĂ€gt. »Das politische Engagement ist Teil meiner Literatur«, so die Autorin selbst : »Das eine gehört zum anderen.«5 Ihre (links-)politische Agitation hatte Jelinek von Seiten der (Rechts-)Konser- vativen, die seit Anbeginn der Zweiten Republik die österreichische Tagespolitik mitbestimmt hatten, vorwiegend UnverstĂ€ndnis und HĂ€me eingebracht. Mit Bekanntgabe der Nobelpreisentscheidung wendete sich das Blatt jedoch schlag- artig. So kam nicht nur aus dem sozialdemokratischen Lager Lob und Beifall  – der Wiener SPÖ-BĂŒrgermeister Michael HĂ€upl bezeichnete die Ausgezeichnete als »Blume im Knopfloch Österreichs«6  –, sondern machte auch der damalige ÖVP-NationalratsprĂ€sident und spĂ€tere BundesprĂ€sidentschaftskandidat Andreas Khol seine heimliche Leidenschaft fĂŒr Jelineks Literatur öffentlich.7 Einzig der inzwischen tödlich verunglĂŒckte Rechtspopulist Jörg Haider erkannte nach wie vor »keine literarische Wertigkeit«8 in Jelineks Schaffen und witterte eine Ver- schwörung des Schwedischen Nobelpreiskomitees gegen Österreich. Jelinek selbst wehrte sich so gut wie möglich gegen jedwede politische Vereinnahmung. »Es lĂ€sst sich wahrscheinlich nicht vermeiden, dass das jetzt zur â€șnationalen Sacheâ€č hochstilisiert wird. Ich versuche mich möglichst fern zu halten von dem ganzen Ge- triebe, denn in dem Augenblick, in dem man zu viel Beifall von offizieller Seite be- kommt, verliert man den Biss, die MĂ€chtigen auch zu kritisieren, und das ist immer ein wesentliches Movens meiner Literatur gewesen. Deswegen halte ich mich auch bewusst von linken Positionseliten fern.«9 Dazu ist anzumerken, dass Jelinek 17  Jahre lang Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen war. EnttĂ€uscht und wĂŒtend hatte sie der Partei jedoch 1991 den RĂŒcken gekehrt : Sie und andere Kollegen mit bekanntem Namen seien lediglich als »nĂŒtzliche Idioten« missbraucht worden, Ă€rgerte sie sich am Ende.10 Dem ZerwĂŒrfnis mit der KPÖ zum Trotz bezeichnete sich Jelinek selbst im- mer wieder als »Marxistin«11, warnte aber gleichzeitig vor ideologischer Blind- 5 Jelinek, zitiert nach : profil, Nr.  42, 2004, S.  124. Vgl. auch GĂŒrtler, Gegen den schönen Schein, S.  7. 6 HĂ€upl nach Bekanntgabe der Entscheidung des Nobelpreiskomitees am 7.10.2004 im ORF-Ra- dio. 7 So las Khol in der TV-Dokumentation »Wer hat Angst vor Elfriede J. ?« einzelne Passagen aus Jelinek-Texten fĂŒr die Kamera vor und amĂŒsierte sich demonstrativ ĂŒber deren Sprachwitz. 8 Jörg Haider in derselben TV-Dokumentation. 9 Jelinek in einem Ö1-RadiogesprĂ€ch mit GĂŒnter Kaindlstorfer, 7.10.2004. 10 Dies., zitiert nach : Janke, Die Nestbeschmutzerin, S.  27. 11 Dies., zitiert nach : Kerschbaumer, FĂŒr mich hat Lesen etwas mit Fließen zu tun, S.  146. Vgl. auch Janke, Die Nestbeschmutzerin, S.  27. 13 Inhalte und Ziele  |
back to the  book Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Title
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Subtitle
Eine historiografische Untersuchung
Author
Sylvia Paulischin-Hovdar
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
328
Keywords
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek