Seite - 22 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Bild der Seite - 22 -
Text der Seite - 22 -
New York (Anfang der 1940er Jahre)33, zu seinen Grillparzer-,34 Jedermann-35
und Schnitzler- Inszenierungen bzw. -Dramatisierungen.36
Ulrich Nachbaur beschreibt in einem Artikel unter anderem die Flucht
Lothars bzw. seinen Weg ins Exil, wobei er sich ausschließ lich auf Lothars
Autobiographie beruft.37 In Bezug auf Lothars Emigra tion war für die meisten
Forscher sein »Österreich-
Bewusstsein« von Interesse. Das »Österreich-
Denken«
Lothars wird häufig in Beziehung zu seiner Posi tion im Ständestaat bzw. zu der
Österreich- Ideologie des Austrofaschismus gesetzt. Die oft postulierte Nähe
Lothars zum Ständestaat wird primär an seiner persön
lichen Freundschaft mit
Kurt Schuschnigg sowie seiner Tätigkeit als Juror für den Großen Österrei-
chischen Staatspreis für Literatur im Jahr 1937 festgemacht. Lothar, der den
Faschismus als ein »von außen kommendes ›deutsches Unheil‹« wertete, negierte
»sowohl den Austrofaschismus als auch die Ursachen für den Hitlerfaschismus
innerhalb der gesellschaft lichen Situa tion Österreichs« 38. Dennoch wird in
einzelnen Beiträgen auch auf den Widerspruch zwischen seiner »allgemeinen
Loyalität und einer punktuellen Distanz« zum austrofaschistischen Regime (z. B.
in Bezug auf den Februar 1934) aufmerksam gemacht.
Schon McVeigh hat darauf hingewiesen, dass gerade im Engel mit der Posaune,
dessen Ursprungsidee es war, die Alliierten daran zu erinnern, »was Öster-
reich ist« 39, Lothars »Begriffsbestimmung der ›österreichischen Idee‹ oder des
33 Thea Kirfel- Lenk: Künstlerisches Schaffen im USA-Exil: Theater, S. 355 ff.; Henry Marx:
Exiltheater in den USA, S. 398; Peter Roessler und Konstantin Kaiser (Hg.): Dramaturgie der
Demokratie, S. 26.
34 Evelyn Deutsch-
Schreiner: Franz Grillparzer und eine »Österreichische Na
tionaldramaturgie«;
dies.: Die Österreicher und ihr Grillparzer; Nicole Metzger: »Die Jüdin von Toledo«; dies.: Zur
Aufführungsgeschichte von Grillparzers »Die Jüdin von Toledo«; Hilde Haider-
Pregler: »König
Ottokars Glück und Ende«.
35 Herman K. Doswald: The Recep
tion of Jedermann in Salzburg 1920 – 1966; Josef Kaut: Die Salzbur-
ger Festspiele 1920 – 1981; Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele; Andres Müry:
Jedermann darf nicht sterben; Gisela Prossnitz: Jedermann. Von Moissi bis Simonischek, S. 26 – 30.
36 Hans Ulrich Lindken (Hg.): Arthur Schnitzler. Aspekte und Akzente, S. 132 f., 227, 322 f., 450,
460; Renate Wagner und Brigitte Vacha: Wiener Schnitzler-
Aufführungen 1891 – 1970; Evelyn
Deutsch- Schreiner: »… nothing against Schnitzler himself …«; Sandra Nuy: »Glatte Worte,
bunte Bilder«.
37 Ulrich Nachbaur: Als der Zug langsam in Feldkirch einfuhr.
38 Peter Roessler: Studien zur Auseinandersetzung mit Faschismus und Krieg im österreichischen
Drama der Nachkriegszeit und der 50er Jahre, S. 27, 372.
39 Vgl. Ernst Lothars Nachwort zu ders.: Der Engel mit der Posaune. Roman eines Hauses. Mün-
chen: dtv 2003 (dtv 20674), S. 623.
Quellenlage22
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478