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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Die Uraufführung des vieraktigen Ideendramas ging glatt über die Bühne, »[d]ie Aufnahme des Stückes war überraschend gut; das Publikum kann eben gewisse Weisheiten nicht oft genug hören«. In den Schlussapplaus mengte sich »auch etwas Widerspruch […], der zwar nicht unbedingt nötig, aber auch nicht ganz ungerechtfertigt war« – wobei das Publikum überwiegend aus »Freunde[n] des Hauses Müller« bestanden zu haben scheint. Der ebenfalls anwesende Autor wurde »sehr oft durch lauten Beifall gerufen«, zeigte sich des Öfteren und bedankte sich »bescheiden- freund lich«.92 Unter den Premierengästen befand sich neben Freunden und Familie auch Ludwig Hirschfeld, der in seiner Rezension für die Neue Freie Presse vorsichtig die Langatmigkeit des »zwischen Theatralik und Wortreichtum sich unent- schlossen bewegenden« Stücks kritisierte, gleichzeitig aber Lothars Sinn für richtig gesetzte Effekte hervorhob.93 Ähn lich, wenn auch wesent lich direkter die Einschätzung des Lothar sonst so wohlgesonnenen Brünner Tagesboten, der von einem »papieren- geschraubte[n] Problemdrama mit unmög lichen Menschen, die unmög lich reden und noch unmög licher handeln«, spricht: »[N]iemand sollte das Recht haben, ein so anfängerhaft- ungeschicktes, unnatür lich- gespreiztes, dabei aber doch schon nach dem größten Effekt lugendes Theaterstücklein für andere aufführen zu lassen!« 94 Die Effekthascherei und Theatralik, die »Redesucht« der Protagonisten, die Phrasendrescherei, das Pathos und die unfreiwillige Komik waren für sämt liche bei diesem Theaterabend vor Ort gewesenen Rezensenten Steine des Ansto- ßes. Während die Kritik der Neuen Freien Presse eher bemüht war, das Positive herauszustreichen, wurde das Drama in den anderen Zeitungen verrissen, etwa im Neuen 8-Uhr- Blatt oder in der Reichspost, die von einem »Theaterskandal« und einem in »jeder Weise verunglückten, unmög lichen Tiradenstück« sprach.95 Robert Musil, für die Prager Presse vor Ort, macht darauf aufmerksam, dass Lothar »der Bruder des Dramatikers Hans Müller ist«, und ortet in diesem Kontext so etwas wie Günstlingswirtschaft: Diese Angelegenheit hat aber auch eine andere Seite. Angenommen, Ernst Lothar könnte einer unsrer jungen Dramatiker sein wie der und jener […]: die Zukunft liegt 92 Die Neue Zeitung. Unabhängiges Tagblatt, 23. 2. 1922, S. 4; Neues 8-Uhr- Blatt, 25. 2. 1922, S. 4; Neue Freie Presse, 26. 2. 1922, S. 13 f.; Reichspost, 26. 2. 1922, S. 8. 93 Neue Freie Presse, 26. 2. 1922, S. 13. 94 Brünner Tagesbote, 17. 3. 1922, S. 3. 95 Neues 8-Uhr- Blatt, 25. 2. 1922, S. 4; Reichspost, 26. 2. 1922, S. 8; Die Bombe, 15. 3. 1922, S. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 45 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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