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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 86 -
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hervorragend als Romanstoff, er zeigte sich sogar überzeugt: »Die Geschichte dieser Liebe könnte einen Stümper zum Dostojewski machen, da sie so groß an Menschlichem, so erschütternd und dämonisch wahr ist.« 173 Dennoch mutierte Lothar durch das Niederschreiben dieses Schicksals nicht zu einem Dostojewski. Sein in die drei Kapitel Tatbestand, Anklage und Urteil gegliederter Roman spaltete die Kritik, allerdings nicht unbedingt aufgrund der Sterbehilfedebatte. Einigkeit unter den Rezensenten schien aber dahinge- hend zu bestehen, die Strafgerichtsthematik als Kritikpunkt zu werten. Soma Morgenstern schrieb in seiner Rezension des Buchs: Daß der strenge Richter […] wegen vorsätz lichen Mordes angeklagt, als Angeklagter am eigenen Leid erfahren muß, wie lebensfern, psycholo gisch falsch, wie lebensfremd schon allein die Amtssprache der Gerichtsbarkeit sei, vertieft die Perspektive der Erzählung. Allerdings vertieft es sie in so reich lich literarischer, reich lich verbrauchter Art, weil ja das Thema: der Richter als Angeklagter, einmal nicht neu und zum zwei- ten ja doch nur in der Tragikomödie […] eine rechte Erfrischung erfahren könnte. Daß der Strafprozeß, vor Geschworenen verhandelt, mit sechs »Ja« und ebensoviel »Nein« und also auch mit einem Freispruch endet, ergibt eine seltsame Situa tion für den Leser […], denn er fragt sich: wozu der ganze Ansturm gegen veraltete Gesetze und papierene Gerichtssprache, wenn man schließ lich auch so freigesprochen werden kann, obendrein in Salzburg?174 Joachim Wecker, der Die Mühle der Gerechtigkeit als »langweiligen schlechten Roman« empfindet und ihn wie Morgenstern als »Tendenzbuch« kategorisiert, stellt über den von Lothar »auf vierhundert Seiten plattgewalzten Kriminalfall« bedauernd fest: Statt, wie ein echter Dichter tun würde, die Tragik aufzuzeichnen, die der Unvoll- kommenheit allen menschlichen Urteils über den Mitmenschen tra gisch anhaftet und daher auch die Justiz fehlbar macht, schildert Lothar zum fünfhundertsten Male eine verknöcherte lebensfremde Justiz, die es gottlob im Leben nicht annähernd so häufig gibt wie in der Romanliteratur der letzten zehn Jahre. Als Gegenwelt zu die- ser karikaturhaft verzerrten Lebenssphäre tradi tioneller Gebundenheit erscheint der Subjektivismus eines Literaten, der in außerhalb der Justizmaschine alles verstehender 173 Ebd., S. 1 f. 174 S[oma] M[orgenstern]: Die Mühle der Gerechtigkeit. In: Frankfurter Zeitung, o. D. [Novem- ber 1933], S. 7, Literaturblatt 51. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind«86 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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