Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 144 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 144 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Bild der Seite - 144 -

Bild der Seite - 144 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender

Text der Seite - 144 -

Gleichzeitig bemühte er sich um ein Visum für Amerika. Allerdings weiger- ten sich die deutschen Reisepassbehörden in Paris, seinen Pass und den seiner Tochter als »valid for the United States« abzustempeln. Ende Sommer 1938 bat er daher die amerikanischen Behörden darum, ihre Affidavits anstelle der Pässe für die Reise in die USA zu akzeptieren.39 Das Affidavit – eine eidesstatt liche Erklärung eines amerikanischen Bürgers, für den Unterhalt eines verwandten Einwanderers in den USA aufzukommen (Haftungserklärung) –, welches die Auswanderungswilligen den amerikanischen Konsulaten vorlegen mussten,40 hatte Lothar für sich und seine Tochter von Lisa Sachs des Renaudes, seiner in den Vereinigten Staaten lebenden Exschwiegermutter, erhalten. Da unklar war, wie lange man auf die Visa warten musste, machte sich Lothar auf Arbeitssuche. Seine diesbezüg lichen Unternehmungen blieben aber nicht nur auf das neue Exil beschränkt, auch die Tschechoslowakei scheint kurzfristig eine Op tion dargestellt zu haben. So bewarb er sich neben Rudolf Zeisel, Carl Ebert, Alwin Kronacher, Hermann Röbbeling und dem Schriftsteller Siegfried Geyer um die Direk tion des Brünner demokratischen Theaters,41 eines Schauspielhauses in der Redoute am Krautmarkt mit einem Fassungsraum von 630 Personen. Josef Gajdeczka vom »demokratischen Theaterverein des Neuen Deutschen Theaters in Brünn« favorisierte Lothar für diesen Posten und fand damit zunächst auch Zustimmung.42 Doch bereits nach kürzester Zeit stand fest, dass sich der Plan einer Leitung des »demokratischen Theaters« durch Lothar zerschlagen hatte: In der von der Landesbehörde zugestellten Theaterkonzessionsurkunde wurde ausdrück lich gefordert, dass der Leiter tschechoslowakischer Staatsbürger sein müsse. Die Berufung des Österreichers Lothar sei dadurch unmög lich, auch weil der Direktor innerhalb einer Woche bestellt werden müsse, an eine Repa- triierung Lothars aber in dieser Frist nicht zu denken sei.43 Nicht nur Freunde in den Vereinigten Staaten oder der Tschechoslowakei suchten nach Wegen, Lothar zu helfen. Auch Stefan Zweig wurde von seinem Londoner Exil aus aktiv. Er überlegte, zusammen mit René Schickele einen antifaschisti- schen Verlag auf interna tionaler Basis zu betreiben: die »Forum- Bücherei«. Die 39 Vgl. Affidavit in lieu of passport für Ernst Lothar und Johanna Müller. Paris, 31. August 1938. a. a. O. 40 Vgl. Patrizia Guida- Laforgia: Invisible Women Writers in Exile in the U. S. A., S. 5. 41 Vgl. Hansjörg Schneider: Exiltheater in der Tschechoslowakei, 1933 – 1938, S. 324. 42 Vgl. Brief von Josef Gajdeczka an EL. Brünn, 25. Juni 1938. WBR, ZPH 922a. 43 Vgl. Brief von Josef Gajdeczka an EL. Brünn, 2. Juli 1938. a. a. O. 1938 – 1946: Exil144 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
zurück zum  Buch Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender"
Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ernst Lothar