Seite - 163 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Prospekt, in dem dafür geworben wurde, der »Theatergemeinde« beizutreten.
Diese sollte durch ermäßigte Eintrittspreise mehr Zuschauer anlocken und
gleichzeitig ein Stammpublikum bereitstellen, wodurch sich auch die Einnahmen
besser kalkulieren ließen. Wurde man Mitglied der Theatergemeinde, so erhielt
man neben den Vergünstigungen (der Eintrittspreis sank um 25 Cent) kostenlos
die Mitteilungen der Österreichischen Bühne.131 Mitglied wurde man gegen einen
Jahresbeitrag von 50 Cent. Jeder, der zu der Theatergemeinde stoße, trage dazu
bei, »den dauernden Bestand einer deutschsprachigen, in ihrem eigenen Hause
spielenden Bühne zu sichern, die trotz außerordent lich billigen Eintrittsprei-
sen hohe künstlerische Ansprüche erfüll[e]«, hieß es unter anderem auch auf
den Theaterzetteln. Für die Saison September 1940 bis Mai 1941 kündigte die
Österreichische Bühne in ihrem Prospekt »mindestens 7 Premieren interessanter
moderner Komödien, Schauspiele und musika lischer Lustspiele« an.
Am 20. Januar 1941 wurde Jean Cocteaus Les parents terribles in der deutschen
Übertragung von Ernst Lothar und Adrienne Gessner gegeben. Die Kritiken
waren dieses Mal gemischt, dennoch ihrem Ton nach eher freund lich.132 Einzig
dem Rezensenten der Neuen Volkszeitung war die längere aufführungsfreie Zeit
der Österreichischen Bühne aufgefallen:
Das Wiedersehen mit der »Österreichischen Bühne« hatte sich lange hinausgezögert,
schon glaubte man, dass dieses mutige deutschsprachige Theater den Sorgen und
Ängsten der Zeit zum Opfer gefallen sei. Umso erfreu
licher ist der Wiederbeginn
gewesen, umso erfreu licher war der zahlreiche Besuch, der bewies, wie daseinsbe-
rechtigt, wie notwendig eine deutschsprachige Bühne gerade jetzt ist. Denn es gilt,
allen denen, die glauben, dass die deutsche Sprache ledig
lich ein Ausdrucksmittel der
Nazibarbarei ist, zu beweisen, dass die Sprache Goethes und Thomas Manns leben-
dig und daseinsberechtigt ist und bleibt. […] Ich hoffe nur, dass trotz der dunkler
werdenden Zeiten für eine deutschsprachige Bühne, dieses »Österreichische Theater«
mutig und sicher weitergehen wird.133
Lützeler: Freundschaft im Exil. Thomas Mann und Hermann Broch, S. 109). Doch, falls es
nicht nur bei der Idee dazu blieb, ohne Erfolg.
131 Diese wurden jedoch nie versandt, es blieb bei der Ankündigung. Auch im Prospekt genannte
Schauspieler wie Bassermann, Dolly Haas, Fritz Kortner, Helene Thimig und Gisela Werbezirk
traten nie auf. Bassermann gratulierte Lothar zwar zu seinem Theaterunternehmen, sagte ihm
aber mit dem Hinweis ab, dass er und seine Frau in Verhandlungen mit Warner Bros. stünden
(vgl. Brief von Albert Bassermann an EL. Beverly Hills, 3. Februar 1940. WBR, ZPH 922a).
132 Vgl. New Yorker Staats- Zeitung, 22. 1. 1941; Aufbau, 24. 1. 1941, S. 11.
133 Neue Volkszeitung (New York), 25. 1. 1941.
Eine »Österreichische Bühne« in New York 163
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478