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Barrows Mussey. Anfang März ist er mit dem sechsten Kapitel beschäftigt und
beginnt mit seinen Recherchen zur Tschechoslowakei, da die Südtiroler Familie,
deren Schicksal er schildern will, in dem Roman in dieses Land umgesiedelt
wird. Mitte März teilt er seiner Frau mit:
Vom 8ten Kapitel sind zwei Drittel geschrieben, und mit dem 9ten, das in dem fahrenden
Zug spielt, ist der erste Teil des Buches beendet. Die drei Teile heißen: Migra tion of
Na
tions (Völkerwanderung); Agony of Na tions (Völkerqual); Resurrec tion of Na
tions
(Völkerauferstehung). Nach Beendigung dieses ersten Teiles folgt das Quellenstudium
für den zweiten, vor allem Škoda, Pilsen u. die Verhältnisse im Protektorat. […] Das
Buch wird gewiß seine Mängel haben, aber ich denke, es hat einen großen Zug oder
zumindest das Zeug dazu.235
Am Ende des Monats hat er das neunte Kapitel und somit den ersten Teil
des Romans abgeschlossen, mit dem er selbst zufrieden ist: »Dieser erste
Teil, endend mit der Mumelter- Ankunft in Pilsen, ist, glaube ich, gut u. stark,
und der zweite u. dritte Teil werden es noch mehr sein, vorausgesetzt, daß
ich die Kraft behalte.« 236 Die Recherchen zu dem zweiten Teil gestalten sich
schwierig, Lothar weiß nicht, wo er eine Karte und Stadtbeschreibungen von
Pilsen auftreiben soll, wendet sich deswegen sogar an die tschechoslowa kische
Gesandtschaft in Washington. Auch wühlt er sich durch drei Jahrgänge der
Times und liest zahllose Bücher, »um die czechoslov[akische] Situa tion zu
beherrschen« 237. Nach wie vor steht und fällt sein Fortkommen aber mit den
Landschaftsbeschreibungen, auch fehlt ihm noch die Topographie der Škoda-
Werke. Und um sich vollkommen in seinen Schilderungen abzusichern, nimmt
er Einsicht in die Patente der Flakerfinder,238 denn Andreas Mumelter, die
Hauptperson des Romans, seines Zeichens Techniker und Erfinder, soll in
den Škoda-
Werken die von ihm konzipierte neue Flugabwehrkanone produk-
tionsreif entwickeln.
Anfang April weist ihn Costain darauf hin, dass der Verlag noch immer keine
einzige Seite vom Übersetzer bekommen habe und Lothar nicht vergessen möge,
dass der 15. Mai der Abgabetermin für das gesamte Manuskript sei. Der Lektor
ermög
licht ihm zwar einen Aufschub, drängt aber aufgrund der tagespolitischen
235 Brief von EL an AG. Colorado Springs, 14. März 1942. a. a. O.
236 Brief von EL an AG. Colorado Springs, 21. März 1942. a. a. O.
237 Brief von EL an AG. Colorado Springs, 26. März 1942. a. a. O.
238 Vgl. Brief von EL an AG. Colorado Springs, 22. April 1942. a. a. O.
College-Dozent 183
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478