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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 205 -
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10.000 Kronen.350 Vorbild für diese Romanfigur dürfte wohl der Budapester Jour- nalist und Verleger Imre Békessy gewesen sein, der in Wien ab 1923 die Boule- vardzeitung Die Stunde herausgab. In dieser Zeitung, die der in Ungarn wegen Erpressung polizei lich gesuchte Békessy mithilfe des Finanzmoguls Camillo Castiglioni gründete, wurden Liebesaffären berühmter Schauspieler, Aristokra- ten und sonstiger Prominenter ausgeschlachtet.351 Zu Békessys Geschäftsprak- tiken gehörten nachweis lich Erpressung und Korrup tion,352 und wie es sich für ein Boulevardblatt gehört, hatte die Zeitung einen geringen Text- und Politik-, dafür aber einen hohen Bild- und Klatschanteil. Lothar charakterisiert Jonescus publizistisches Organ in seinem Roman als eine jener Zeitschriften, »die dem Privatleben mehr Aufmerksamkeit als der Politik widmeten und beides mit blumigen Kommentaren versahen, die Daniel Spitzer in seinen ›Wiener Spa- ziergängen‹ ein ›Mistbeet Wiener Journalistik‹ genannt hatte« 353. Jonescus Sohn habe Jus studieren wollen, sei aber bei der entscheidenden Prüfung durchgefal- len. Békessys Sohn, der sich später Hans Habe nannte, hatte ein Studium der Rechte begonnen, bevor er sich dem Journalismus zuwandte. Im weiteren Verlauf der Romanhandlung führt Lothar dem Leser immer mehr Personen und Persön lichkeiten der damaligen Wiener Gesellschaft vor Augen. Indem er seine Protagonisten in entscheidenden geschicht lichen Momenten vor Ort sein lässt oder sie in diese verwickelt, unternimmt er den Versuch eines historischen Romans, der im Gewand einer Familiensaga auftritt. Durch die Figur der Henriette Alt wird der Leser in die Welt der Aristokratie und des Kaiserhauses eingeführt, ihr Mann Franz steht für das Bürger- und Unterneh- mertum, ihr Schwager für das Beamtentum bzw. für die Staatsanwaltschaft und ihren Einfussbereich. Diese Genera tion repräsentiert die Zeit der Habsburger- monarchie (Praterfahrten, der Fiaker Bratfisch, Kaiserhaus, Salons, Duelle, Derbys in der Freudenau, Sommerfrische in Bad Ischl). Die zweite Genera tion der Alts deckt dann vorwiegend die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Okkupa tion Österreichs ab. Adolf Hitler wird in den Roman dadurch einge- führt, dass er zeitgleich mit Henriettes Sohn Hans die Aufnahmeprüfung an der Wiener Kunstakademie zu bestehen versucht, Hansens Bruder Hermann sym- pathisiert mit den Na tionalsozialisten, er ist derjenige, der Selma, die jüdische 350 Vgl. ebd., S. 141. 351 Vgl. Gerhard Henschel: Die neuzeit liche Inquisi tion. Zur Geschichte des journalistischen Rufmords, S. 19 f. 352 Vgl. zum Beispiel Wiener Zeitung, 19. 6. 1927, S. 5. 353 EL: Der Engel mit der Posaune, S. 140. »Amerikanischer« Bestsellerautor 205 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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