Seite - 207 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Sein Familienroman erhielt durchweg gute Besprechungen.356 In der New
York Herald Tribune wurde seine Arbeit wie folgt zusammengefasst: »Mr. Lothar
carries the story of the family and the collapse of the Habsburg Empire down
to the present. […] He has composed, within the framework of a complex and
dramatic story, the requiem of a city.« 357 Der New Statesman sprach von einem
»hervorragenden« Roman, »which is, in reality, the tale of Vienna under the Rose
and under the Swastika« 358. Nicht nur die amerikanischen Rezensenten nahmen
das Buch beifällig auf,359 auch in der Exilzeitung Aufbau fiel die Resonanz positiv
aus, hier allerdings wurde auch die politische Indifferenz Lothars angesprochen:
Lothar ist […] ein milder Richter, aber ein strenger Dichter. Er verzeiht die österrei-
chischen Erbsünden der Skepsis, der Ranküne und der mora
lischen Unpünkt
lichkeit
um des keineswegs allzu stillen Heldentums willen, das aus diesem Geschlecht in
bitterer Stunde emporwächst. Er verzeiht einem Schuschnigg-
Regime, dieser Epoche
der ahnungslosen Eitelkeit, des stornierten Parlaments und der gemordeten Presse-
freiheit, bewegt von der tra
gischen Schuld einer Diplomatie von Gentlemen, für die
sogar Hitlers schlechte Manieren eine Überraschung waren.
Ernst Lothar, der Dichter, widerspricht hier dem Beobachter, dieser stellt die schärfs-
ten und erdrückendsten Formulierungen auf, glänzende dialektische Beweisführungen
über das […] gewissenlose Österreich von gestern. […]
356 Vgl. Brief von AG an Heinrich Schnitzler. New York, 9. April 1944. ÖTM, Nachlass Heinrich
Schnitzler. E 4812 Schn. 33/20/39. – Wenn Kritik geübt wird, dann eher an der Fülle des
Materials, das Lothar in seinem Buch verwendet. Vgl. etwa Frango: Vienna Memoirs. A
Vienna Chronicle. The Angel with the Trumpet, by Ernst Lothar. In: Palestine Post, 19. 9. 1947,
S. 7. – Eine der spär lichen negativen Besprechungen findet sich in Kirkus’ Book Review: »A
conscientious handling of details of social and political history, with an authentic feel, but it
lacks the pace of story and the focus on character which would give it the vitality it needs.
Personifica
tion of the Austrian spirit is not enough.«
357 Lisle Bell: Weekly Book Review. In: New York Herald Tribune, 12. 3. 1944, S. 6.
358 Weekend Review. In: New Statesman 352 (1947), S. 405.
359 Weitere Kritiken zum Engel mit der Posaune: The Straits Times, 10. 4. 1947, S. 9; New Yorker,
18. 3. 1944, S. 86; Richard R. Plant: Where Angels Once Loved to Tread. The Angel with the
Trumpet. By Ernst Lothar. In: Saturday Review of Literature, 25. 3. 1944, S. 12 und S. 19; The
Spectator 292 – 293 (1947), S. 26; Observer, 8. 12. 1946, S. 3; Wilson Library Bulletin 21 (1946),
S. 404; The Fortnightly 165 – 166 (1945), S. 451; Jewish Book Annual 2 (1944), S. 14; Orville
Prescott: Books of the Times. In: New York Times, 15. 3. 1944, S. 17; Eric C. Kollman: Reviewed
work(s): Der Engel mit der Posaune. Roman eines Hauses by Ernst Lothar. In: The German
Quarterly 21, 1 (1948), S. 69 f.; Modern Language Journal 31, 4 (1947), S. 246; Books Week,
26. 3. 1944, S. 11; Weekly Book Review, 12. 3. 1944, S. 6.
»Amerikanischer« Bestsellerautor 207
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478