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Bühnenbearbeitungen in Angriff nehmen. So kam er mit Franz Molnár über-
ein, dass er von dessen Drama Csoda a hegyek közt (»Das Wunder in den Ber-
gen«) eine deutsche Bühnenfassung herstellen sollte, die »die einzig authorizierte
[sic] Version dieses Stückes in deutscher Sprache sein wird« 116. Zehn Prozent
an Molnárs Tantiemen aus den deutschsprachigen Aufführungen sollten als
Gegenleistung an Lothar gehen. Mit George Marton traf Lothar Anfang 1948
eine Vereinbarung bezüg lich einer Bühnenfassung von Franz Werfels 1939 in
Stockholm erschienenem Roman Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer
Magd. George Marton Plays verpfichtete sich, Lothar von allen Aufführungen,
die das Stück in seiner Fassung erleben würde,117 bei vorausgesetzten zehn Pro-
zent Tantiemen einen Anteil von zwei Prozent brutto zukommen zu lassen.118
Allerdings scheint es – und das gilt auch für Molnárs Wunder in den Bergen –
nur bei dem Plan einer Bühnenbearbeitung durch Lothar geblieben zu sein, in
seinem Nachlass findet sich kein Hinweis auf eine Ausarbeitung oder gar eine
fertige Version der Stücke. Dafür erhielt er aber in den folgenden Jahren Tan-
tiemen für seine Bearbeitungen von Clare Boothes Frauen in New York und
Fodors Matura.119
Daneben waren einige Verlagshäuser an Übersetzungsrechten interessiert,
Zeitungen wollten Lothars Romane in Fortsetzungen abdrucken (Mitte 1948
plante beispielsweise der Wiener Kurier, die Mühle der Gerechtigkeit zu veröffent-
lichen).120 Argentinische und spanische Verlagshäuser (etwa die Universitas
Agencia Literaria Ibero- Americana aus Barcelona)121 bekundeten ihr Interesse,
den Engel mit der Posaune ins Spanische zu übersetzen,122 es gab Anfragen, ob
der Roman bereits ins Italienische oder Finnische übertragen worden sei. Um
116 Brief von Franz Molnár an EL. New York, 8. April 1947. WBR, ZPH 922a.
117 Angeb lich war das Burgtheater an einer Aufführung des Stücks interessiert. Vgl. Monthly
Report (Theater & Music Sec tion) von Ernst Lothar an Chief ISB. o. O. [Wien,] 30. Novem-
ber 1947. WBR, ZPH 922a.
118 Brief von Georg Fraser (George Marton Plays) an EL. Wien, 8. Januar 1948. a. a. O.
119 Vgl. Briefe von Georg Fraser an EL. Wien, 1. Dezember 1951 und 24. November 1952. a. a. O.
120 Brief des Verlags Das Silberboot an EL. Salzburg, 7. Juni 1948. a. a. O.
121 Brief des Verlags Das Silberboot an EL. Salzburg, 7. Januar 1949. a. a. O.
122 Lothars Roman El ángel de la trompeta war 1945 im Peuser-
Verlag erschienen und erreichte
bis 1955 sechs Auflagen, das Buch war »eine Zeitlang der südamerikanische Bestseller« (Brief
von Annie R. Lifezis (Interna tional Editors’ Co. Agencia Literaria) an Hans W. Polak (Paul
Zsolnay Verlag). Barcelona, 4. Mai 1971. WBR, ZPH 922a). 1946 brachte der Verlag auch
The Prisoner (El prisionero) und Beneath Another Sun (Bajo otro sol) heraus. 1947 erschien die
spanische Fassung der Zeugin; in den 1950er Jahren gab es eine weitere Auflage.
»Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 265
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478