Seite - 273 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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entschieden über Lothar hinausgehend zu den Weltkriegen sowie zu den Faschismen
von 1934 und 1938, so gut sie es verstehen, ehr lich Stellung nehmen?168
Franz Tassié, der für das Drehbuch verantwort
lich zeichnete,169 reagierte auf die
Vorwürfe, der Film habe charakteristische und wesent liche Partien des Buchs
vollkommen verändert und vor allem die problematischen und dunklen Kapitel
der österreichischen Geschichte in dem Film ausgespart,170 mit Berufung auf
Lothars Einverständnis zu allen vorgenommenen Änderungen.171 Die Abwei-
chungen ergäben sich rein aus der Gestaltung des Films.172
Trotz dieser Verkürzungen wurde Der Engel mit der Posaune als »ein öster-
reichisches Filmereignis« 173 gewertet und hervorgehoben, dass er »der erste
beacht liche Versuch« war, »sich mit dem Weg Österreichs bis in unsere Tage
auseinanderzusetzen« 174. Am 19. August 1948 wurde der Film vor geladenen
Gästen, darunter Vertreter der Landesregierung, der Stadtverwaltung und hohe
alliierte Offiziere, im Salzburger Festspielhaus in »einer einzigen Vorführung«
gezeigt.175 Er wurde von einer durch das Unterrichtsministerium bestellten Fach-
jury mit dem Sascha- Kolowrat- Preis (»Graf- Sascha- Kolowrat-
Wanderpokal
von 1918 – 1948«) ausgezeichnet.176
168 Otto Horn: Altösterreichische Qualität. In: Österreichisches Tagebuch, 20 (1948), S. 28.
169 Am Ende des von Tassié verfassten Beitrags in der Zeitschrift Filmkunst zum Engel mit der
Posaune gibt es einen direkten Vergleich zwischen Romanvorlage und Drehbuch, dargestellt
anhand einer Szene (der Audienz Henriette Alts bei Franz Joseph I.) – auf der linken Seiten-
hälfte ein Textauszug aus Lothars Roman, auf der rechten die Umsetzung dieser Passagen im
Drehbuch. Ernst Lothar, Karl Hartl/Franz Tassié: »Der Engel mit der Posaune«, Audienz bei
Franz Josef: Aus dem Roman – aus dem Drehbuch. In: Filmkunst. Zeitschrift für Filmkultur
und Filmwissenschaft, 1 (1949), S. 66 – 73.
170 Die Furche, 10. 7. 1948, S. 6 f.; Neues Österreich 17. 10. 1948; Salzburger Volkszeitung, 21. 8. 1948,
S. 4; Montag- Ausgabe, 25. 10. 1948.
171 Lothar hatte für seine »Mitarbeit am Drehbuch und die Dialoggestaltung« ein Honorar von
43.750 Schilling erhalten. Darüber hinaus sollte er, falls die Einnahmen aus dem Film das
Doppelte der Herstellungskosten erreichen würden, 20 Prozent des Reingewinns erhalten.
Vgl. Vertrag zwischen Vindobona- Film und EL bezüg
lich des Engels mit der Posaune. Wien,
9. Juli 1947. WBR, ZPH 922a.
172 Vgl. Franz Tassié: Zur Verfilmung des Romans »Der Engel mit der Posaune«, S. 65.
173 Salzburger Volkszeitung, 21. 8. 1948, S. 4.
174 Arbeiter- Zeitung, 24. 10. 1950, S. 5.
175 Demokratisches Volksblatt, 21. 8. 1948; Der Spiegel, 28. 8. 1948, S. 23; Raimund Fritz (Hg.):
Oskar Werner, S. 181.
176 Filmkunst. Zeitschrift für Filmkultur und Filmwissenschaft, 1 (1949), S. 13.
»Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 273
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478