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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 276 -
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Lothar in seinen Memoiren ganze Passagen wortwört lich aus dem Roman. Allerdings gibt es auch wesent liche Unterschiede: Der Held des Buches ist der dem Geldadel entstammende Wiener Jurist Felix von Geldern, der Österreich 1938 aus mora lischen Überlegungen verlässt, da es ihm »unerträg lich [war], Deutscher zu werden« 195. Auch ist es für den Romanhelden eine auf 36 Tage befristete Rückkehr nach Wien,196 um die Geschäftsangelegenheiten seiner Familie zu regeln und Entschädigungs- bzw. Rückerstattungsansprüche gel- tend zu machen. Danach kehrt er nach New York zurück. Anderen Emigranten gegenüber betont er: »Ich bin von meiner Reise nach Österreich mit gemisch- ten Gefühlen zurückgekehrt. Es kann nicht geleugnet werden, daß Österreich bitter gelitten hat. Aber es wäre ebenso unaufrichtig zu behaupten, daß es aus seinem Unglück die Lehre zog. Ich bin, ich gestehe es offen, mit unend lichen Erwartungen hingefahren. Ich kehre mit ebensolcher Enttäuschung zurück.« 197 Ernst Schönwiese war von diesem Roman besonders angetan, wie er Lothar gegenüber nach dem ersten Durchlesen des Manuskripts betonte: Zeitgefühle seien »in so glänzender Weise« verdichtet, »Geist, Gefühl und Atmosphäre dieser ersten Jahre nach dem Krieg eingefangen wie nirgends sonst«, Lothar sei es gelungen, »alle Fragen der Nachkriegszeit – Nazi- Schuld oder -Unschuld, DPs,198 Volksdeutsche, Juden- Problem usw. –« in dem Buch »einzufangen und Gestalt werden zu lassen«, der Roman habe daher, wie alle anderen Bücher Lothars auch, eine »nicht hoch genug zu veranschlagende pädago gische, erzie- herische Bedeutung«, wobei er »niemals in Tendenz oder irgend auch noch so geringe Einseitigkeit« verfalle.199 der Gewissenskonflikt bezüg lich der Zugehörigkeit zum neuen Heimatland Amerika und der alten Heimat Österreich (der im Roman u. a. anhand der Liebesgeschichte zwischen dem Rückkehrer und einer ehemaligen Goebbels- Geliebten dargestellt wird). 195 EL: Die Rückkehr, S. 25. 196 Obwohl die Romanhandlung im Sommer 1946 angesiedelt ist, berücksichtigt der Erzähler insgesamt den Zeitraum 1946 bis 1949, er greift u. a. die Volksgerichtsprozesse dieser Jahre auf und bringt Reflexionen über die (amerikanische) Entnazifizierungspolitik (ebd., S. 259 – 269). 197 Ebd., S. 524. 198 DP = engl. Displaced Persons: Bezeichnung für »Zivilpersonen, die sich aus Kriegsfolgegründen außerhalb ihres Staates befinden; die zwar zurückkehren oder eine neue Heimat finden wollen, dieses aber ohne Hilfestellung nicht zu leisten vermögen« (Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, KZ-Insassen, Flüchtlinge, die 1945 von den alliierten Truppen befreit oder in Deutschland und Österreich aufgefunden worden waren). Vgl. Wolfgang Jacobmeyer: Vom Zwangsarbeiter zum heimatlosen Ausländer, S. 16. 199 Brief von Ernst Schönwiese an EL. Salzburg, 15. Mai 1949. WBR, ZPH 922a. 1946 – 1950: Rückkehr276 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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