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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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Österreichs wahrnehmen. So erfuhr er »das spezifische Schicksal des Dazwi- schenstehens« 230: Er wurde von den Österreichern mit Misstrauen behandelt, da er als Amerikaner zurückgekehrt war (Lothar selbst meinte, sie würden in ihm »einen von Vergeltungsabsicht getriebenen Überläufer« 231 sehen), und zog sich zugleich die Missbilligung seiner amerikanischen Vorgesetzten zu, nach deren Ansicht er die österreichischen Interessen zu sehr in den Vordergrund rückte.232 Diese Zwischenposi tion Lothars wurde verschärft durch die (Gewissens-)Frage, ob er sich durch die neuer liche Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft auch äußer lich zu Österreich bekennen dürfe. Dass er sich diese Frage überhaupt stellen konnte, verdankte er allerdings erst wieder u. a. den amerikanischen Behörden. Das neue österreichische Staats- bürgerschaftsgesetz, das bis 1949 mehrfach geändert wurde, hatte ursprüng- lich festgehalten, dass all jene, die in den alliierten Armeen gedient hatten, die österreichische Staatsbürgerschaft verloren hätten. Nach einem Einspruch der Alliierten Kommission wurde das Gesetz im Sommer 1946 geändert, waren doch die ersten Rückkehrer fast durchweg Angehörige der alliierten Streitkräfte.233 Die Frage der »geteilten Loyalitäten« aber war für Lothar in diesem Lebens- abschnitt wesent lich, denn nach Ablauf seines Dienstverhältnisses Mitte Dezem- ber 1947 wurde ihm beschieden, sich binnen fünf Wochen in den USA einzufin- den.234 Adrienne hatte unterdessen das Angebot bekommen, im Rahmen eines Gastspiels in London aufzutreten. Sie nahm an, Lothar begleitete sie. Für ihn stellte es eine Art Verlängerung seines europäischen Gastspiels dar, denn nach Beendigung der Aufführungen der Komödie I Remember Mama sollten er und seine Frau unverzüg lich nach Amerika zurückkehren. Lothar dazu: Man wußte ja, daß das alles vorübergehend sein würde – immerhin, da der Moment gekommen ist, sich wieder loszureißen, reißt es am Herzen, das, viel gestoßen und zerrißen [sic], nicht so fest mehr ist. Mehr oder weniger geht man ja wieder ins Unge- wisse – mehr oder weniger ist ein Unsinn, man geht völlig ins Ungewisse, drängt sich freiwillig dazu und hin. 230 Editha Maria Grossmann: Die Problematik des Dazwischenstehens, S. 37. 231 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 322, 357. 232 Vgl. ebd., S. 332. 233 Vgl. dazu Hannelore Burger und Harald Wendelin: Vertreibung und Staatsbürgerschaft, S. 342 f. 234 EL: Das Wunder des Überlebens, S. 357. – Lothar bat Henry C. Alter, den er von seiner Zeit am Theater in der Josefstadt kannte und der ebenfalls für die ISB gearbeitet hatte, für ihn und Adrienne ein Haus in Westwood bzw. West L. A. zu suchen. Vgl. Brief von EL an Henry C. Alter. Wien, 25. Oktober 1947. ÖNB, 1215/39-3. »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 281 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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