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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 345 -
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Einen Versuch, den Menschen Lothar psycholo gisch zu charakterisieren, unternahm die Arbeiter- Zeitung in ihrem »aktuellen Porträt«: Am 25. Oktober wird ein guter Österreicher […] siebzig Jahre alt: Ernst Lothar. Er hat viele Berufe gehabt und er war zu allen berufen […]. Ein vielseitiges und reiches Leben, aber umschattet von Tragik, von viel menschlichem Ungemach. In seiner Jugend stand er im Schatten seines […] Bruders, des erfolgreichen Autors Hans Müller. Zwei […] Töchter starben in blühender Jugend dahin […]. Diese Unglücksfälle haben Lothars Charakter geformt. Sein persön liches Mißgeschick hat ihn zu einem verschlossenen, scheuen, die Einsamkeit suchenden Menschen gemacht. […] Das verstärkt die Herbheit seines Wesens. Von Natur aus ein wei- cher, feinfühliger Mensch[,] verkrustet sich sein wundes Herz mit einer Schale, die Rauheit vortäuscht, wo in Wahrheit sich nur das Leiden verschämt verschließt. So kommt es, daß ihn nur wenige in seiner wirk lichen Bedeutung erkennen. Er wird hochgeachtet, aber nicht geliebt; er hat viele Gegner und Neider, die seinen scheinbaren Hochmut nützen, um ihm zu schaden und weh zu tun. Der Boule- vardjournalismus, den Lothars feiner Geschmack tief verachtet, rächt sich an der Vornehmheit mit Bosheit und Schimpf. Und doch hat dieser Mann für die kulturelle Geltung seines Landes mehr getan als ein ganzes Schock […] Modeliteraten.62 Am 30. Oktober fand im Akademietheater eine Morgenfeier zu Lothars 70. Geburts- tag statt; die Rede Haeussermans sei, so Lothar, »unzweifelhaft […] ein Torberg- ghost writing- Produkt« 63. Auch Friedrich Schreyvogl hielt eine Laudatio auf Lothar, in der er ihn »als Dichter, als Theatermann, als Österreicher« würdigte: Er begriff von jeher die österreichische Na tionalität nicht nur als eine Feststellung im Paß, [sondern] auch als eine Forderung an den Charakter. Er unterschied sich dabei von jener allgemeinen Auffassung, daß das Kompromiß zum Österreicher dazugehört und daß man sich hier alle Grundsätze dadurch leichter macht, daß man sie nur halb erfüllt. Lothar hat als Kämpfer für die Wahrheit in Leben und Dichtung nie das geringste von seinen ethischen Grundsätzen preisgegeben, ein leidenschaft licher Ankläger, wo er Unrecht fand. Und doch zugleich Verteidiger des Menschen, dem immer wieder beim großen Spiel der Mächtigen sein kleines Glück zerfällt. Das sind, von außen gesehen, Gegensätze und in der Tat kennt auch 62 Arbeiter- Zeitung, 22. 10. 1960, S. 6. 63 Brief von EL an AG. Wien, 2. November 1960. WBR, ZPH 922a. Ehrungsreigen 345 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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