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in Polen standen im Raum,183 der ORF wollte eine Studio-
Adap tion von Fräu-
lein Else aufzeichnen, das Burgtheater eine Schallplatte herausbringen, auf der
ein Ausschnitt aus Lothars Bearbeitung der Schnitzler’schen Monologno-
velle enthalten sein sollte, und der Thomas Sessler Verlag den Subvertrieb des
StĂĽcks fĂĽr Deutschland ĂĽbernehmen.184 Nach der Premiere am 20. April wurde
Lothars Fräulein Else Mitte August 1971 in der Inszenierung Haeussermans bei
den Bregenzer Festspielen im Theater am Kornmarkt aufgefĂĽhrt, Paul Hoff-
mann spielte den Herrn von Dorsday, Attila Hörbiger den Dr. T., Erika Pluhar
die Else und Adrienne Gessner die Tante Emma. Danach ging das Ensemble
mit dem StĂĽck, das vom Publikum gut aufgenommen wurde,185 auf Tournee.
Lothars Dramatisierung der Novelle wurde auch fĂĽr das Fernsehen bearbei-
tet, doch sprachen sich Heinrich Schnitzler und Ernst Lothar gegen das von
C. Rainer Ecke verfasste Drehbuch aus.186 Es weise sowohl Verzerrungen und
Vergröberungen als auch Verfälschungen auf und sei »von einem nicht gerade
niveauvollen ›Lustspiel‹-Humor gekennzeichnet«.187
Nachdem Lothar die Bearbeitung von Schnitzlers Wort abgegeben hatte,
zog er sich Mitte 1969 endgĂĽltig ins Privatleben zurĂĽck. Nur einige wenige
Male trat er noch ins Licht der Ă–ffent lichkeit. Einmal, als er eingeladen wurde,
bei einer von der Wiener Urania veranstalteten Feier anläss lich des 25-Jahr-
Jubiläums der Zweiten Republik die einleitenden Worte zur Vorführung der
Verfilmung seines Romans Der Engel mit der Posaune zu sprechen.188 Ein ander-
mal im Oktober 1970, als er seinen 80. Geburtstag beging. Der Ă–sterreichische
P. E. N.-Club und der Presseclub Concordia luden zu einer nachmittäg lichen
Feier, bei der Alexander Lernet- Holenia und Rudolf Kalmar die Festreden auf
1922 – 1972, S. 44. – Vgl. auch Brief des Paul Zsolnay Verlags an Paul Hoffmann. Wien, 5. Novem-
ber 1970. WBR, ZPH 922a.
183 Brief des Paul Zsolnay Verlags an EL. Wien, 28. April 1971. a. a. O. – Bereits in den 1940er
Jahren war Lothars Fräulein Else ins Spanische übersetzt worden. Vgl. Brief der Interna tional
Editors’ Co. Agencia Literaria an den Paul Zsolnay Verlag. Barcelona, 4. Mai 1971. a. a. O.
184 Briefe des Paul Zsolnay Verlags an EL. Wien, 18. und 24. Juni 1971. a. a. O.
185 Vgl. u. a. Brief von Irene Messner an EL. Wien, 22. August 1971. a. a. O.
186 Am 6. Oktober 1974 strahlte der ORF die 102-minĂĽtige Verfilmung mit Curd JĂĽrgens, Susi Nicoletti,
Miguel Herz-
Kestranek und Marianne Nentwich aus, Regie hatte Ernst Haeusserman gefĂĽhrt.
187 Vgl. Brief von Heinrich Schnitzler an den Paul Zsolnay Verlag. Wien, 13. März 1974. WBR,
ZPH 922a. – Lothar schloss sich den Einwänden Heinrich Schnitzlers an, er selbst hatte auf
eine LektĂĽre des Drehbuchs keinen Wert gelegt und auf ein Einspruchsrecht verzichtet. Vgl.
Brief des Paul Zsolnay Verlags an EL. Wien, 5. März 1974 und Brief von Heinrich Schnitzler
an den Paul Zsolnay Verlag. o. O., 15. März 1974. WBR, ZPH 922a.
188 Vgl. Brief von Tilly Kretschmer- Dorninger an EL. Wien, 2. März 1970. WBR, ZPH 922a.
Der letzte Vorhang 367
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar HeiĂźler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478