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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Seite - 376 -
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Lothar, der sich im Exil trotz seiner Taufe als (emigrierter) Jude betrachtet hatte – ein Bewusstsein, das sich nach seiner Rückkehr nach Österreich noch verstärkte –, führte die fehlende Anerkennung seiner Leistungen und etwa auch das Scheitern seiner Burgtheaterdirek tion auf die »immer im richtigen Augen- blick« funk tionierende »österreichische Versenkungsanlage« zurück: Ernst Lothar hat in diesem Zusammenhang oft die Geschichte des berühmten Arztes Halban erzählt, der einmal gefragt wurde, wieso er nicht Ordinarius geworden sei. Halban antwortete: »Mit 40 war ich zu jung, mit 60 war ich zu alt, und mit 50 – Jude.« 19 Lothar hatte als amerikanischer Kulturoffizier, als der er 1946 nach Österreich zurückkehrte, eine große Befugnisgewalt (Entscheidung, welches Wiener Theater welche Stücke bekam, teilweise Bestimmung der Hauptdarsteller, Eingriffsmög- lichkeiten in die Inszenierungen, Mitsprache bei der Programmgestaltung der Salzburger Festspiele, Entnazifizierung und damit Einfuss auf das weitere beruf iche Dasein der belasteten Künstlerinnen und Künstler). Er galt als »graue Eminenz des österreichischen Kulturlebens« und wurde von manchen Kul- turschaffenden wohl als »Allgewaltiger in Wien« 20 empfunden, was ihm eine Reihe von Gegnern und Neidern sicherte und ihn schließ lich »über eine an sich unbedeutende Intrige« 21 stolpern ließ. Lothars Einfussmög lichkeiten waren aber auch nach Beendigung seines Dienstes für die US-Behörde »angesichts seiner Verbindungen und seiner beacht lichen Fähigkeiten als Kritiker, Schriftsteller und Organisator durchaus nicht unbedeutend« 22. Seine Theaterarbeiten entsprachen durch ihr prononciertes Österreichbe- wusstsein in einem gewissen Maße dem kulturellen Selbstverständnis des aus- trofaschistischen Ständestaats und auch dem der jungen Zweiten Republik. Dadurch, dass seine Inszenierungen sozusagen auf ein »Revival« der österrei- chischen Identität abzielten (Salzburger Festspiele, Aufführungen der österrei- chischen Klassiker), war er einerseits als »Rückkehrer« im Nachkriegsösterreich willkommen. Andererseits war sein Status als Remigrant (in US-Diensten) gleichzeitig wohl auch für die Verhinderung einer Burgtheaterdirek tion Ernst Lothar in den 1950er Jahren verantwort lich, ebenso wurde er daran gehindert, 19 Ernst Haeusserman: Das Wiener Burgtheater, S. 147. 20 Austria, 25. 5. 1947. 21 Oliver Rathkolb: Ernst Lothar, S. 292. 22 Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele, S. 196 f. Schluss376 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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