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Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger
Aus den Berichten ĂĽber die groĂźen Ballveranstaltungen wissen wir, dass in der Regel zwei Kapellen enga-
giert waren: zum einen eine Tanzformation, zum anderen ein Ensemble eines der zahlreichen Militärka-
pellen. Diese waren ursprünglich reine Bläserformationen, erst später wurden Streicher hinzugezogen, so
dass sich vollwertige Orchester bildeten, die ihre eigenen Programme darboten.
Die wichtigsten Militärkapellmeister waren Franz Massak (1804–1875), der zahlreiche Werke Lanners für
Militärmusik arrangierte, Andreas Nemetz (1799–1846), der häufig gemeinsam mit Strauß und Lanner
auftrat, sowie Josef Resnitschek (1787–1848) und Bartholomäus Mang (1796–1846), der erstmals 1837
beim Blumenfest gemeinsam mit Lanner auftrat.
Bereits vor Lanners und Strauß’ ersten Reisen war deren Musik in den Nachbarländern bekannt gewor-
den und hatte dort ihre Nachahmer gefunden. In Wien wurde darüber teils anerkennend, teils abfällig
berichtet, der Patriotismus schimmerte dennoch in jeder Rezension durch.
In Prag wirkte der „böhmische Strauß“ Joseph Labitzky, der zunächst Violinist in der Kurkapelle von
Marienbad war, dann sein eigenes Orchester grĂĽndete und sich erfolgreich als Tanzkomponist etablieren
konnte. In Pesth schrieb Ferdinand Tomala einen aus Motiven der Oper „Norma“ zusammengestellten
Walzer, dieser Walzer wurde zum Entsetzen eines Kritikers sogar als Ouvertüre zu Shakespeares „Hamlet“
gespielt.58 Keiner erlangte auch nur annähernd die Berühmtheit Musards, der in Paris mit Strauß musi-
zierte und dessen Quadrillen selbst in Wien gedruckt und gespielt wurden.
Nachfolger
Ganz Wien delektierte sich an der Vater-Sohn-Auseinandersetzung, die sich in der Familie StrauĂź ab-
spielte. „Triumph mein Strauß Sohn – erst 21 Jahre alt und so viel schon für die Ewigkeit in Walzer und
Quadrille gethan! … Gute Nacht Lanner! Guten Abend Strauß Vater! Guten Morgen Strauß Sohn!“59
Letztlich muss Johann Strauß Vater seiner zürnenden Exgattin dankbar sein, dass sie ihre drei Söhne er-
mutigt hatte, ebenfalls Musiker zu werden (bei Joseph StrauĂź dĂĽrfte es mehr Befehl als Wunsch gewesen
sein). Der Name Strauß wurde synonym für Tanzmusik auf höchstem Niveau, der Glanz der Söhne warf
ein freundliches Licht auf den Vater, dessen Musik Ende des 20. Jahrhunderts vermehrt entdeckt, aufge-
fĂĽhrt und nunmehr verlegt wurde.
Lanners Kinder hatten einen eher distanzierten Umgang mit ihrem Vater, einzig Sohn August Joseph
wurde Musiker. Sein früher Tod, aber auch der übermächtige Schatten seines Vaters verhinderte eine
eigenständige Karriere. Zu sehr wurde er als Kopie seines Vorgängers empfunden, zu wenig inspirierende
neue Gedanken erlaubten ihm, sich neben den Strauß-Söhnen zu behaupten.
Die gewaltige Propagandamaschinerie, welche durch die Witwe Strauß und Mutter der drei Söhne Jo-
hann, Josef und Eduard permanent am Laufen gehalten wurde, übertönte lautstark, was sich neben dieser
Dynastie in Wien zu profilieren suchte. Dabei waren es hervorragende Musiker und sensible KĂĽnstler, die
nicht lediglich Kopien der übermächtigen Nebenbuhler ablieferten, sondern durchaus originell schrieben.
Stellvertretend fĂĽr die vielen seien genannt: die Familien Fahrbach und Hellmesberger, aber auch Carl
Michael Ziehrer. Seit Offenbach die Operette nach Wien gebracht und sie durch Meisterwerke von Jo-
hann Strauß Sohn wie „Die Fledermaus“ und „Der Zigeunerbaron“ in Wien heimisch geworden war,
taten sich auf diesem Feld etliche Komponisten hervor, die parallel dazu ebenfalls Tanzmusik schrieben.
58 Theaterzeitung 18. 2. 1835.
59 Der Wanderer 19. 10. 1844.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang