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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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63 Werke der Hand weisen, dass so einige im Publikum diese konzentrierte Darbietung einer vollständigen vier- stündigen Aufführung im Opernhaus vorziehen. „Ich habe am Abende vor diesem Ballfeste in der „Be- stürmung Corinths“ geschwelgt, und am heutigen Abend die ganze Oper in den ¾-Tact Lanners übersetzt gefunden.“189 Opernkomponisten waren von jeher konfrontiert mit der ungehemmten Plünderung ihrer Werke zur billigen Volksbelustigung. Mozart trug es mit Humor, nahm es als Zeichen seiner Popularität, wie sein berühmter Brief über die Figaromelodien, die ihm – „verwandelt in Contratänze und Teutsche“ – bei allen Tanzvergnügungen in Prag entgegen schallten, beweist190. Er konnte nicht ahnen, dass etwas über fünfzig Jahre später Lanner seine „Mozartisten“ auf die gleiche Art und Weise bauen würde: „Wal- zer nach Mozart’schen Melodien, aber nicht zum Tanze“, schreibt Lanner als Untertitel. Verdi hingegen floh vor den Leierkastenmännern, welche sofort Melodien seiner populärsten Opern anstimmten, wenn sie seiner ansichtig wurden. Richard Strauss nahm das Heft selbst in die Hand, in finanziellen Belangen durchaus auf seinen Vorteil bedacht, stellte er „Walzerfolgen“ und „Suiten“ zusammen, die bis heute gleichberechtigt neben seinen großen Tondichtungen in den Konzertsälen erklingen. Der amerikanische Dirigent Lorin Maazel führte konsequent zu Ende, was die Verfasser von Opernpotpourris seit mehr als zweihundert Jahren produzieren: sein „Ring ohne Worte“ verdichtet in einer guten Stunde die musikali- schen Höhepunkte der Tetralogie und beweist damit, was misslaunige Kritiker des Wagnerschen Musik- dramas diesem schon immer vorwarfen: dass es musikalisch vom Orchester getragen wird und auch konzertant, ohne Bühnenbild und Gesangsensemble, seine magische Wirkung auszuüben imstande ist. Während Komponisten von Potpourris zumindest in Ansätzen um eine formal wie ästhetisch einheitliche Gestaltung bemüht sind, indem sie sich auf eines oder nur einige wenige Werke zumeist des gleichen Komponisten konzentrieren, fallen beim Quodlibet alle Schranken. Volkslieder stehen neben Eigen- zitaten aus gerade erst veröffentlichten Werken, Lieder aus erfolgreichen Bühnenstücken werden ebenso verarbeitet wie populäre Opernmelodien. Quodlibets ziehen sich durch das gesamte Leben Lanners. Noch 1842, wenige Monate vor seinem Tod, schrieb Lanner mit „Minuten-Spiele. Großes Potpourri“ sein letztes �uvre in dieser Form (es war zu- gleich das letzte Werk, welches mit einer Opuszahl – 208 – verlegt wurde). In den davor liegenden vier- zehn Jahren entstanden Werke wie „Capricciosa“, „Melorama“, „Musikalische Revue“ und viele andere mehr. Seinen Platz fand das Quodlibet in jenen „Soirées“, „Reunions“ und „Abendunterhaltungen“, welche Lanner regelmäßig abhielt. Besonders in den Volksgartenkonzerten im „Paradiesgärtchen“ waren diese Konzerte gut besucht. Den Ablauf schildert etwa die Theaterzeitung am 29. 12. 1832: „… Er [Lanner, Anm. d. V.] zaubert seine Zuhörer mit seinem kunstfertigen Bogen durch kräftige Kriegsmärsche aufs Schlachtfeld, von da führt er sie durch eine Reihe schöner Ländler, bleibt dann plötzlich mit einem Quodlibet vor einer bombardirten musikalischen Festung stehen, und lässt alle Schrecken des Kanonen- donners los, und dieses bunte Spiel wird durch eine Menge lautschallender Bravos unterbrochen.“191 Das Quodlibet bildet den Höhepunkt und Abschluss, die Kaiserhymne, oft von einem großen Trompeten- ensemble vorgetragen, darf nicht fehlen, die letzten Takte gehen in ein Feuerwerk über. 1828 schrieb Lanner seine ersten drei Quodlibets („Erstes beliebtes Wiener Quodlibet“, „Zweites beliebtes Wiener Quodlibet“, „Drittes beliebtes Wiener Quodlibet“), sie wurden vom Verleger Tobias Haslinger unter den Opusnummern 16, 22 und 27 herausgegeben. Neben der Klavierausgabe ließ Haslinger auch eine Bearbeitung für Streichquartett192 drucken, was ein deutlicher Hinweis auf die Popularität dieser 189 Theaterzeitung 30. 1. 1837. 190 Brief Mozarts an Gottfried von Jacquin, Prag, 14. 1. 1787, zitiert nach „Gesamtausgabe der Briefe und Aufzeichnungen der Familie Mozart“, hrsg. Erich H. Müller von Asow, Berlin 1942, Bd. 3, S. 418. 191 Theaterzeitung, 29. 12. 1832. 192 Die Fassungen für Streichquartett sind für das erste und zweite der genannten Quodlibets nachweisbar (siehe Werkver- zeichnis), nicht aber für das dritte. Zwar kann nicht ausgeschlossen werden, dass es eine solche Bearbeitung gab, allerdings findet sich eine solche nicht im Verlagsverzeichnis Haslinger (hrsg. A. Weinmann). (Anm. d. V)
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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