Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Seite - 85 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 85 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Bild der Seite - 85 -

Bild der Seite - 85 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Text der Seite - 85 -

85 Formen zu neuem Gestalten. Langsam bildeten sich eigene Anhänge heraus, die das Ende einzelner Sätze wie des Werkganzen markierten. Die Ausweitung der Coda ergab die Notwendigkeit großräumiger Disposition auch im Harmonischen. Komponisten pflegten mit weiter entfernten Tonarten anzuheben (gerne mit der Subdominante, der traditionellen Ausgangstonart für Kadenzen), streiften Nebentonarten, ehe sie über die Dominante zur abschließenden Tonika zurückkehrten und diese mit instrumentalem Einsatz und satztechnischen Mit- teln (Akkorde, unisono-Spiel, dynamische Überhöhung) als Erreichtes etablierten. In Tanzzyklen gewinnt die Coda eine neue Bedeutung. „Coda steht über solchen Stellen, welche nach dem förmlichen Schlusse gleichsam obenein gegeben werden.“231 Während eine Sinfonie, eine Sona- te oder ein Kammermusikwerk mit ihrem Beginn bereits ihr klar definiertes Ende in sich tragen, ist Tanzmusik zunächst unendlich. Wie alle Reihenformen liegt es in der Macht der Interpreten, einzelne Teile aufeinander folgen zu lassen und willkürlich die Aufführung zu beenden. Einzelne Tänze waren zunächst als individuelle Teile einer nicht durch das Werk selber konzipierten Gesamtfolge geschrieben, ehe Komponisten mehrere Nummern zu Zyklen zusammenfassten, die nun ihrerseits einen definierten Abschluss erforderten. Die Suite hatte ihre Folge per definitionem, Menuette, Teutsche oder Kontratänze konnten beliebig kombiniert und beendet werden. Mehr die Physis der Tanzenden wie der Spielenden als ein kompositorisch-gestaltendes Wollen definierte den Ablauf, der jeden Abend bei gleichen Werken ein immer anderer sein konnte. So schließt die Coda ab, was unendlich sich fortsetzen könnte. Mozarts „Sechs Deutsche Tänze“ KV 509, entstanden 1787, sind ein frühes Beispiel für einen Zyklus, wel- cher durch eine Coda abgeschlossen wird. Den Abschluss der 1791 komponierten Deutschen Tänze KV 605 bildet eine „Schlittenfahrt“, an die sich eine Coda anschließt. Zwar endet auch diese Tanzkette mit besagter Coda, deren Funktion ist hier aber eine gänzlich andere, deskriptive: sie setzt die „Schlittenfahrt“ fort und lässt die Tänze mit dem Posthorn-Signal ausklingen. „Neue Wiener Ländler mit Coda in G“ ist der Titel der ersten gedruckten Ländlerfolge von Lanner. Die Coda (durchaus ambitioniert gestaltet) war ihm wichtig genug, um sie eigens im Titel zu erwähnen. In den ersten Tänzen Lanners stehen nur sehr kurze Schlüsse, die erste längere Coda findet sich in op. 5 mit einem eigenem Thema, welches noch nicht in den vorangegangenen Tänzen vorkam. Generell ist in diesem Zeitabschnitt die Coda noch nicht aus Material der vorangegangenen Tänze gebaut, sondern mit eigenem Themenmaterial. „Aufforderung zum Tanz“, op. 7 gestaltet den Codabeginn mit dramatischen Mitteln (Trompetenfanfa- ren), erstmals wird ein vollständiger Walzerteil (Nr. 1, 2. Teil) zitiert. In der Coda des „Mitternachtswal- zers“ op. 8 wird Zeit zu Musik: um Mitternacht ertönt der Nachtwächterruf. Mit Signaltönen der Trom- peten, ähnlich wie op. 7, eröffnet die Coda der „Dornbacher Ländler“ op. 9. Im „Terspichore-Walzer“ op.  12 kehren wir in der Coda wieder in die Unterwelt zurück, von der aus das Walzertreiben seinen Ausgang genommen hatte. Mit op. 20 („28ger-Ländler“) wird erstmals ein Galopp in das Finale eingeschoben, ehe das Werk gemütlich im Ländlerton ausklingt. Das Prinzip, einen Galopp an das Ende der Walzerkette zu setzten, ist in op. 24: „Eröffnungs-Walzer mit der wilden Jagd-Coda“ bereits im Titel angekündigt (siehe auch Kapitel „Galopp“). Die nun folgenden Walzer (op. 29: „Jubel-Fest-Tänze“, lange Coda, erstmals mit deutlichem Tonart- wechsel: Es-Dur, dann H-Dur; op. 30: „Redout-Carneval-Tänze“, sehr lange Coda, fast so lange wie die gesamte Walzerkette davor, mit eigenen Themen) dehnen das Finale bedeutend aus, es erhält eigenständi- ges Gewicht. Ab op. 80, „Lock-Walzer“, werden Teile von früheren Walzern nunmehr vollständig zitiert. 231 D. G. Türk, Clavierschule, Leipzig/Halle 1789, zitiert nach MGG S. 931.
zurĂĽck zum  Buch Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis"
Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Joseph Lanner