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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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99 Titel durch Europa, flinke Komponisten reagierten unmittelbar und schmĂŒckten ihre TĂ€nze mit klangvollen Titeln: „Malapou“, „Osagen“ und „Amazonen“ benannte Lanner seine Galoppe. Die Forderung des Rezensenten nach poetischeren Titeln erfĂŒllt Lanner immer öfter. Götter und Helden der Antike wie Amor, Prometheus und Orpheus finden sich in Überschriften, zunehmend wird Lanner romantisch: „Die Romantiker“ op. 167 bezeichnen den Beginn einer Reihe von ausgedehnten Walzerpar- tien, in denen Lanner den Geist des Titels in Musik zu ĂŒbertragen sucht. „Abend-Sterne“, „Les Adieux“, „Ideale“ regten die Phantasie der Zuhörer an und schufen das Bild des gefĂŒhlstiefen Komponisten, ĂŒber das in den Zeitungen breit berichtet wurde und ĂŒber das im Folgenden noch zu sprechen sein wird. Augenzwinkernd erinnerte Lanner auch an die gute alte Zeit, die in Wien stĂ€ndig heraufbeschworen wird. Über den Geschmackswandel um 1839, 1840 mit Aufkommen der Quadrille und Renaissance des Menuetts wurde bereits gesprochen. Im „Roccoco-Walzer“ op. 136 erlaubte sich Lanner einen nostalgi- schen Blick zurĂŒck: „Sie erregten durch die AnklĂ€nge und das Hinneigen an Ă€ltere Compositionen, ein besonderes Interesse. Vorzugsweise ergetzte sich an ihnen die Ă€ltere Generation, die sich erinnerte, dass man vor dreißig und vierzig Jahren auch bei Wilde und Peh[sic]atschekschen Melodien im Schweiße des Angesichtes walzte, und bei den TrĂ€umen eines Haydn, Hummel und Mozart habe sagen können: das war classisch getanzt. Unserer jungen Tanzwelt aber, die ihre Geschichtsstudien auch am Bronnen Terp- sichorens zu schöpfen pflegt, ward es klar, dass man schon vor Erfindung des Strauß, Lanner, und der Dampfmaschinen gewalzt haben mĂŒsse, wenn es auch urkundlich nicht erwiesen wĂ€re, dass die Wiener schon in der frĂŒhesten Zeit als ein Lebens- und Tanz-frohes Völklein bekannt gewesen.“251 Abgesehen von Titeln fĂŒr ein ganzes Werk finden wir quasi Untertitel vor allem in Potpourris, wo ledig- lich die Originalquelle bezeichnet wird, fallweise eigentlich ĂŒberflĂŒssige Hinweise dort, wo die Musik das Offensichtliche ausdrĂŒckt: in Lanners „Die vier Jahreszeiten“, einem nicht edierten FrĂŒhwerk, angelehnt an Vivaldi, kommen Regen, Jagd und Heuernte zu musikalischen Ehren. Rhetorische Formeln beherrsch- te Lanner wie jeder Komponist, spĂ€ter verzichtete er auf solche Einzelereignisse und band sie in einen grĂ¶ĂŸeren Zusammenhang ein. UngeklĂ€rt und einer weiteren Erforschung harrend ist die Frage nach dem Anteil der Verlage an der Titel- wahl. Verlage waren geschĂ€ftstĂŒchtig, waren sich daher der Wichtigkeit eines zugkrĂ€ftigen, gut klingen- den Titels bewusst. Ob sie lediglich VorschlĂ€ge machten, ob sie gezielt Titel aussuchten, ob sie gar Titel erfanden, bevor es noch ein Werk gab, ist weitgehend ungeklĂ€rt. Hinweise darauf finden sich versteckt in Verlagsanzeigen und Rezensionen. Beliebt waren AnkĂŒndigungen am Beginn des Jahres fĂŒr die folgende Carnevalssaison. Am 26. 12. 1837252 wurden neue TĂ€nze fĂŒr den Carneval 1838 angekĂŒndigt, immerhin schon der Galopp „Die BestĂŒrmung von Constantine“ (der Titel bezieht sich auf die Eroberung der algerischen Stadt Constantine durch Marschall ValĂ©e am 13. Oktober 1837, das Ereignis wurde in zahl- losen Quodlibets nachgestellt, Lanners Galopp op. 127 trĂ€gt den genannten Titel). Unter „Walzer-Titel“ erschien am 2. 1. 1840 ein eigener Artikel, der „  
 einen Blick in ihre [gemeint waren Strauß, Lanner etc. Anm. d. V.] neuesten Compositionen fĂŒr das Jahr 1840  
“ machen ließ. „Hui! da sieht es grausig aus“, fĂ€hrt der Rezensent fort und zĂ€hlt fĂŒr Lanner auf: „einen Galop ‚Sturmschritt‘, ‚Draguerrotypen-Bilder‘, ‚Kommst du mir so, komm ich dir so!‘, ‚Liszt und Beriot‘“ usw.253 Ein Vergleich mit den tatsĂ€chlich ver- öffentlichten Werken zeigt, dass kaum einer der Titel unverĂ€ndert ĂŒberlebte. Ein beliebtes Spiel bei Ballveranstaltungen war die „Titelwahl“. Einer noch unbezeichneten NovitĂ€t wur- de per Los ein Titel zugewiesen, was manchmal zu eher merkwĂŒrdigen Ergebnissen fĂŒhren konnte, was von Verlagen in der nachfolgenden Druckausgabe stillschweigend korrigiert wurde. 251 Theaterzeitung 19. 1. 1839. 252 Theaterzeitung 26. 12. 1837. 253 Theaterzeitung 2. 1. 1840.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. VorlĂ€ufer – MitlĂ€ufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. BĂ€lle – TanzstĂ€tten – AuffĂŒhrungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – AssemblĂ©e – Conversation – Piquenique – RĂ©union 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. WidmungstrÀger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. FunktionalitĂ€t – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂŒchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂŒrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. WidmungstrÀger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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