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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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103 Funktionalität – Autonomie – Interpretation Das Lancieren der Novität und ihre Präsentation wurde Vorbild von Generationen von Rock- und Pop- stars zweihundert Jahre danach. Man lässt eine Vorband spielen (Lanner war nie am Beginn der Tanz- veranstaltung persönlich bereits anwesend, seine Kapelle unter Leitung seines vertrauten Ersten Geigers Raab ließ das Publikum „warm“ werden), der Auftritt der Starband (diesfalls Lanners) wird zelebriert, zur Einstimmung spielt man vertrautes Repertoire, ehe auf dem Spannungshöhepunkt die Uraufführung erfolgt: Schlag Mitternacht (Geburt eines neues Tages), in tiefster „Finsternis“ (aus der heraus der neue Walzer zur Dämmerung des anbrechenden Morgens führen wird), zuvor in Bulletins breit angekündigt, spontan beklatscht und sofort in Herz und Beine geschlossen. Um vier Uhr Früh, nach der zehnten Wie- derholung, begrüßte man als alten Bekannten, was gestern noch ungeboren war. Lanners ungeheure Popularität, seine Erfolge auf Werbegeschrei und Massenhysterie zu reduzieren, heißt übersehen, dass es für ihn wie für Johann Strauß Vater keinerlei Konzerttraditionen gab, auf denen sie aufbauen hätten können. Zeitungen konnten Stimmungslagen nur verstärken, Verlage hilfreich zur Seite stehen, ohne die Wirkung von Werk wie Interpret wäre Lanner einer unter Hunderten geblieben. Rezensionen über diverse Werke, Reflexionen über Lanners Arbeit als geachteter Komponist und En- sembleleiter erschienen in Tagesabständen. Ein einzelner soll (gekürzt) hier zitiert werden, weil er 1841 – also über fünfzehn Jahre öffentliches Wirken überblickend – versucht, dem Phänomen Lanner aus unterschiedlichsten Blickwinkeln sich zu nähern: „Alles was echt und wahrhaft populär zu werden verdient, wird es gewiß. So ist Lanners Muse auf un- glaublich schnelle und wirksame Weise ins Leben des Volkes gedrungen. Der Name des talentvollen Compositeurs, dem die Natur bei seinem Geburtstagsfeste eine Fülle der schmeichelndsten Melodien als Wiegenangebinde mitgegeben zu haben scheint, wird täglich verbreiteter, europäischer; der Walzer ist durch ihn zur Höhe eines selbständig interessanten Musikstückes emporgehoben, und veredelt worden. Denn Lanner arbeitet nicht bloß für die Füsse; sein Zweck reicht weiter, als eine beschleunigte Blutcircu- lation im hüpfenden Rhythmus hervorzubringen; er hat den Tanz in seinem poetischen Kern aufgefasst, und, indem er seine sämmtlichen Leistungen nach diesem höheren Maßstabe entwarf, auch eine sehr werthvolle Bereicherung des Musikfaches erzielt. Man rechnet im Allgemeinen den Lannerschen Walzern ihre Melodie zum Vorzuge an. Ich glaube jedoch, daß man noch das Charakteristische derselben hinzu- rechnen müsse. Es ist nicht eine unbestimmte Weichheit flüchtig entschwindender Tongebilde, welche uns darin entzückt; sondern das ewig holde Princip der Zärtlichkeit, das kosend und neckend, wie ein Engelhaupt, hinter diesen Dreiviertelthaktecken hervorguckt  … Nun denke man sich eine Bevölkerung wie die von Wien, lebenslustig, munter, gewissermaßen alle Poren ihres Wesens dem Einzug der Freude öffnend. Ist es nicht natürlich, daß ein Zauberer, wie Lanner, welcher den Wiener so durch und durch kennt, und in den Eigenthümlichkeiten seiner Lebenslust approsondirt hat, eine unglaubliche Wirkung auf denselben hervorbringt? Ein Talent kann oft jahrelang, mühsam, ohne Frucht und Lohn arbeiten, wenn es keine Sympathien zu erregen weis  … Das Volk liebt in der Kunst die Notabilitäten nicht, welche in den Etagen einer höheren Bildung über seinen Köpfen herum gehen, und nie unter seine Scharen sich mengen, zu seiner Fassungskraft, und zu dem Niveau seiner geistigen Bedürfnisse niemals sich herablas- sen. Desto enthusiastischer feiert und ehrt es jene auserwählten Lieblinge, welche verständlich zu seinem Sinne und Herzen reden, seine poetischen Instinkte mächtig aufregen, und in Formen sich bewegen, welche seinem Geschmacke am liebsten zusagen  … Lanner ist so eine Erscheinung  … Es ist interessant zu sehen, mit welch lebhafter Theilnahme sein Wirken allenthalben, wo er öffentlich auftritt, gefeiert wird, wie man sich in seine Nähe drängt, um an der Quelle seiner bezaubernden Töne zu stehen, wie schallend  … die Bravos im Saale herumfliegen  …, wenn seine Geige den ersten Ton angibt  … Man halte diesen Ausspruch für keine Lobhudelei  … Es ist nur verdientes Lob, und jenes Maß von Gerechtigkeit, welches dem genialen Componisten mit Rechte gebührt. Gold bleibt ewig Gold.“260 260 Theaterzeitung 17. 5. 1841.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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