Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Seite - 104 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 104 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Bild der Seite - 104 -

Bild der Seite - 104 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Text der Seite - 104 -

104 Joseph Lanner – Leben und Werk Lanners bleibendes Verdienst war, den „  … Walzer  … zur Höhe eines selbständig interessanten Musik- stückes emporgehoben  … “ zu haben (siehe oben). Diesen Befund finden wir schon Jahre zuvor: „  … der [gemeint ist Johann Strauß Vater, Anm. d. V.] mit Lanner einen neuen Geist in die Tanz-Compositionen hauchte und ein sonst gering geschätztes Genre zu Ehren brachte.“261 Über Lanner hieß es nahezu gleich- lautend: „Er [Lanner] war es, der zuerst in [sic] dieser früher so untergeordneten Gattung poetische Be- deutsamkeit, und somit einen höheren Standpunct verlieh.“262 Wie immer man das „Charakteristische“ fassen will, das den Walzer auszeichnete (und nicht nur diesen, aber bei ihm kommen Lanners und Strauß’ Qualitäten am deutlichsten zum Ausdruck), es sicherte ihm sein Überleben abseits der Ballsäle und Faschingsredouten. Die Sorgfalt, mit der Gesamtanlage, thema- tische Arbeit und Orchesterbehandlung bedacht wurden, hob sich nicht nur von der Massenware der Zeitgenossen ab, sondern überholte selbst Opern und Sinfonien des frühen 19. Jahrhunderts. Lanner und Strauß wussten um die Grenzen ihrer Möglichkeiten – Ausflüge ins Theater hatten ihnen beiden nicht gut getan –, dafür ernteten sie Anerkennung auf ihrem ureigensten Gebiet. „  … dies weist ihm [gemeint ist Strauß, doch das Gesagte gilt sinngemäß auch für Lanner, Anm. d. V.] auch im Kreise der Kunst eine Stelle an, und zwar um so mehr, als er sich immer in den Grenzen seiner Sphäre haltend, niemals in die Gerechtsfame höherer Gattungen anmaßliche Eingriffe that, somit an dem jetzigen Verfalle der Kunst keinen Antheil hat. In einer Zeit, wo die Oper einerseits ein prahlhaft, aufgedunsenes, hohläugiges Nichts, andererseits einen ungenießbaren Wirrwarr geschraubter Combinationen bietet, durch die man uns glauben machen will, daß Abwesenheit und Bannung aller Melodie dramatischer Charakter sey, wo die Symphonie die äußerer Gliederung und den Figurenbau des großen Todten [gemeint ist Beethoven, Anm. d. Verf.] plündernd, winzige Gedanken mit behaglicher Breite und geleckten, zerflossenen Farben pinselt, wo die meisten Arten der Kammermusik sich die Imbecillität des Salongeschwätzes mundbar ge- macht haben, wo man im strengen Satze sich nicht schämt, die Tändeleien der modernen Oper anklingen zu lassen, in einer solchen Zeit müsste es eine neue, überraschende, vom nachhallenden Jubel der prosa- ischen Menge begrüßte Wirkung seyn, wenn die gesammte Musik in einen Rinnsaal tänzelnder Weisen geleitet, jeder Zweig derselben mit Walzerfirniß lackiert würde, wenn die Welt der Töne in einen großen Hopstanz zusammenschrumpfte.“263 Dennoch wäre es ungerecht, Lanner lediglich als geschickten Lückenfüller zu sehen. Wie Haydn, konnte er jahrelang mit einem eingeschworenen Ensemble ausprobieren, anders als jener musste er sich tagtäglich vor einem kritischen und volatilen Publikum bewähren. Das Ausloten von Grenzen, die Variation des Vorhandenen ist zu einem guten Teil dem Zwang geschuldet, permanent innerhalb eines enggefassten Genres Routine oder gar Langeweile nicht aufkommen lassen zu dürfen. Wie viel an Anregung Lanner von seinen engsten Mitstreitern in gemeinsamem Musizieren erfahren hat, lässt sich nicht abmessen. Er war gut beraten, wenn er dafür aufnahmefähig war. Lanner stand an der Schwelle zu einer neuen Zeit, in der der Interpret gleichberechtigt neben den Kom- ponisten trat. Am Ende des 19. Jahrhunderts wird jener diesen überholt haben. Mozart erschuf als Pianist seine Klavierkonzerte im Moment des Spiels, der Dirigent Beethoven konnte seinen eigenen Werken mehr schaden als nützen. Post mortem erhielt der Sinfoniker Schubert den Rang, der ihm heute neidlos zugestanden wird. Über Rezensionen wird noch zu sprechen sein, vorweg sei festgehalten, dass der Inter- pret Lanner einen mindestens so großen, wenn nicht den überragenden Anteil am Erfolg des Komponis- ten Lanner hatte. Interpretation – als Brücke zwischen den Intentionen des Komponisten und der Aufnahme durch den Zuhörer – scheint einer wissenschaftlichen Betrachtung sich weitestgehend zu sperren. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die Personalunion Komponist - Interpret eine so selbstverständliche, dass Aspekte der 261 Theaterzeitung 31. 10. 1834. 262 Theaterzeitung 22. 8. 1839. 263 Theaterzeitung 27. 6. 1839.
zurĂĽck zum  Buch Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis"
Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Joseph Lanner