Seite - 12 - in Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Bild der Seite - 12 -
Text der Seite - 12 -
Was das Unterrichtsmaterial angeht, legte eine vor Projektbeginn durchge-
führte Vorstudie den Schluss nahe, dass die gängigen Lehrwerke für den DaF-/
DaZ (Deutsch- als- Fremdsprache- bzw. Zweitsprache)-Unterricht weitgehend
monozentrisch konzipiert sind. Dies war auch für den Deutsch-als-Mutterspra-
che(DaM)-Bereich zu vermuten. Im Modul „Lehrbuchanalyse“ sollte durch eine
Untersuchung der zu Projektbeginn (Schuljahr 2012/13) gängigsten Lehrbuchse-
rien (je drei Deutsch- Lehrwerke aus Volksschule, Sekundarstufe I und Sekundar-
stufe II) diese Vermutung überprüft werden (siehe Kapitel 4.3).
Verschiedene LehrerInnen- und SchülerInnen- Befragungsmodule bildeten
die zweite große Projektsäule. Es wurden unterschiedliche Methoden der Befra-
gung eingesetzt: eine große Fragebogenerhebung mit 164 LehrerInnen bzw.
1.253
SchülerInnen, 21 Interviews mit LehrerInnen, je eine Gruppendiskussion mit
LehrerInnen und SchülerInnen sowie das Instrument der teilnehmenden Beob-
achtung in sieben Schulklassen.3 Dabei wurden zum einen Angaben von Lehr-
kräften zur Unterrichtspraxis im Hinblick auf sprachliche Variation gesammelt
(d. h. zu ihrer Ausbildung in Bezug auf Variation in der Sprache, zur Verwendung
unterschiedlicher Varietäten im Unterricht, zur Thematisierung von sprach-
licher Variation und zu Unterrichtskonzepten zur sprachlichen Variation, zu
Materialien und Lehrbüchern, zum Umgang mit dem Kodex im Unterricht, zu
Nachschlagwerken sowie zum Korrekturverhalten der LehrerInnen). Ein ande-
rer Schwerpunkt der Befragungen befasste sich mit Spracheinstellungen der
LehrerInnen und SchülerInnen gegenüber dem österreichischen Deutsch und
dem deutsch(ländisch)en Deutsch und ihren Konzeptualisierungen der Varia-
tion der deutschen Sprache. Letzteres betraf sowohl die Konzeptualisierung der
sprachlichen Variation im gesamt- deutschsprachigen Raum als auch innerhalb
Österreichs. Es hat sich hier etwa die Frage gestellt, wie die ProbandInnen die
in Österreich verwendete(n) Varietät(en) des Deutschen benennen (Deutsch/
Österreichisches Deutsch/Österreichisch/…). Von Interesse war auch, wie es
um die Konzeptualisierung der deutschen Standardsprache bei LehrerInnen und
SchülerInnen (monozentrisch, plurizentrisch/pluriareal) bestellt ist, d. h., ob sie
die deutsche Standardsprache als einheitliche Sprache wahrnehmen oder ob sie
eher drei gleichwertige Varietäten des deutsch(ländisch)en Standarddeutsch, des
österreichischen Deutsch und des Schweizer Hochdeutsch sehen. Weiters galt es
herauszufinden, welche Sprachform konkret mit dem österreichischen Deutsch
assoziiert wird (standardnahe, umgangssprachliche, dialektale Varietäten). Eine
häufig geäußerte Annahme, die ebenfalls in diesem Kontext Gegenstand der
Untersuchung war, betrifft die Unterschiede zwischen Ost- und Westösterreich,
die es nicht erlauben würden, von einem einheitlichen österreichischen Deutsch
zu sprechen.
3 Eine detaillierte Darstellung und Begründung des Projektdesigns findet sich in Kap. 3.2.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
|
Einleitung12
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256