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2 Theoretische Einordnung
des Forschungsgegenstandes
Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation –
Sprach/en/unterricht
Das dem vorliegenden Buch zugrundeliegende Forschungsprojekt verortet sich
einerseits in einer einem weiten Begriff von Mehrsprachigkeit verpflichteten
Mehrsprachigkeitsforschung, und andererseits in der Variationslinguistik. Darüber
hinaus befasst es sich mit der Vermittlung von Sprachnormen im Sprachunterricht.
Deshalb sollen im Folgenden zentrale Konzepte und Begrifflichkeiten dargestellt
werden, um die vorliegende Arbeit in Forschungstraditionen und Forschungs-
richtungen einzuordnen. Dabei werden zunächst Mehrsprachigkeit, sprach-
liche Variation und innersprachliche Mehrsprachigkeit behandelt, bevor kurz
die sprachliche Situation im deutschsprachigen Raum und genauer in Österreich
skizziert wird. Anschließend werden zwei unterschiedliche Konzeptualisierun-
gen bzw. Modellierungen der Variation der deutschen Sprache diskutiert – das
plurizentrische und das pluriareale Modell
–, bevor die Variation der deutschen
Sprache in Österreich konkret thematisiert wird. Und schließlich kommt die
Frage von Sprachnorm und Sprachenunterricht zur Sprache.
2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation
Gesellschaften sind so wie Staaten und Individuen prinzipiell mehrsprachig –
man denke nur daran, dass den ca.
2.500 bis 7.000 Sprachen der Erde (Störig 1987,
Lewis/Simons/Fennig 2016) ca. 200 Staaten gegenüberstehen, oder an die neue
Mehrsprachigkeit durch die weltweiten Migrationsbewegungen. Auch Schulen
sind durch sprachliche Vielfalt gekennzeichnet (vgl. de Cillia 2013, 2010): Sie sind
geprägt von fremdsprachlicher Mehrsprachigkeit, lebensweltlicher Mehrsprachig-
keit von autochthonen Sprachminderheiten, von Gebärdensprach-Minder heiten
und zugewanderten Minderheiten, die andere Sprachen als die Mehrheitssprache
Deutsch als Erstsprache/Familiensprache verwenden. Während in Forschung,
Didaktik und Medien vor allem diese „äußere“ Mehrsprachigkeit, besonders die
lebensweltliche Mehrsprachigkeit der Migrationssprachen, thematisiert wird, ist
das mit einer anderen Form der Mehrsprachigkeit
– der inneren oder innersprach-
lichen oder „muttersprachlichen“ Mehrsprachigkeit, wie sie Mario Wandruzska
genannt hat (Wandruszka 1979)
– weniger der Fall. In den 1970er- Jahren war sie
unter dem Vorzeichen „Dialekt und Sprachbarrieren“ noch intensiv diskutiert
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256